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Kapitelinhalt 8. Kapitel: Die Schiff-Pflanze 'Chaiaba'. Ihre Frucht - ein Schiff.

Originaltext 1. Auflage 1855 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text, Verseinteilung und Überschriften nach 4. Auflage 1969 Lorber-Verlag

01] Da wir uns schon mit den Pflanzen dieses Landes unterhalten und betrachtet haben dessen mannigfaltige Baum- und Gesträuchgattungen, so wird es, bevor wir zu den Flüssen und Seen dieses Landes übergehen, nöthig sein, noch eine Uferpflanze kennen zu lernen, welche allenthalben an den Ufern der Flüße und Seen, wie bei euch ungefähr das Schilfrohr und andere Wasserpflanzungen häufig vorkommt. es ist das die sogenannte Schiff-Moos-Pflanze, Chaiaba genannt.

02] Diese Pflanze gehört alldort zu dem Geschlechte der Windgewächse, und gehört somit auch zum Geschlechte der Kürbisse, nur mit dem Unterschiede, daß so oft sein fortlaufender Stiel über die Erdoberfläche irgend einen gliederartigen Abschnitt bildet, sich an einer solchen Stelle eine Menge weißlichter Wurzeln in die Erde schieben, und somit neue Säfte und Kräfte derselben entsaugen, um auf diese Weise desto lebendigkräftiger sich auch desto weiter und weiter nach allen Richtungen, besonders nach denen längs der Ufer über der Erde dieses Planeten auszubreiten.

03] Wie sieht dieses Gewächs denn aus, und was bringt es für Früchte, und wozu werden dieselben verwendet? Dieses Gewächs macht, da es zuerst aus der Erde zum Vorschein kommt, einen hochmächtigen Aufschuß fast in der Art, wie euer Schilfrohr, welches ihr zum Bau eurer gemauerten Häuser und namentlich für die sogenannte Stuccatur verwendet. Der Stamm wird alldort nicht selten 15 bis 20 Klafter hoch, wächst ohne irgend ein Blatt gleich einer grüngoldnen Stange in die Höhe; nur am Ende hat es anfänglich einen blauen Knopf, welcher nach und nach in eine eigenthümliche Art Blüthe ausbricht, welche genau das Aussehen hat, als wenn ihr auf einem runden Obelisken in einem Kreise 10 Kriegsfahnen ausstecken möchtet.

04] Diese Fahnen rollen sich von zwei Klafter langen weißlicht gelben geraden Stielen auseinander und hängen dann in der Mitte der Vollbreite 4 bis 5 Klafter von denselben flatternd herab. Diese Blüthe von diesem langen Stiele ausgehend, ist also beschaffen, daß sie gewisserart an und für sich schon die eine Gattung Frucht dieser Pflanze ausmacht, welche darum auch nicht leichtlich mehr verwelket, sondern Jahre lang solid und beständig verbleibet.

05] Die Stange selbst, oder eigentlich vielmehr der Stamm, der an der Erde nicht selten einen Durchmesser von 1, 2 bis 3 Ellen hat, ist inwendig durchaus hohl, aber dessenungeachtet von einer metallischen Festigkeit. Wenn diese Stange einmal zur halben Reife gediegen ist, alsdann schießen sobald an der Wurzel Auswüchse hervor, die sich dann behende und üppig an der Erde fortzuschlängeln anfangen, und zwar ebenfalls auch in einem nur etwas blässeren Goldgrün. Aus dem fortschlängelnden runden Stamme schießen an jeder Gliederung an hohen Stielen große und breite Blätter hervor. Der Stiel dieser Blätter ist grünlicht blau, rund und hohl, in einer Länge von nicht selten 1, 2 bis 3 Klaftern. Das Blatt ist ein stumpf eiförmiges, und hat der Länge nach eine Ausdehnung von 5 und der Breite nach von 3 Klaftern. Seine Farbe ist also roth, wie eure schönsten Rosen; nur der Rand des Blattes ist bei zwei Ellen breit also farbig gebrämt, als wie bei euch ein schöner heller Regenbogen aussieht. Die Oberfläche dieses Blattes glänzet also, wie spiegelblank polirtes Gold, und vorzugsweise erglänzen in majestätischer Pracht dessen Ränder. Die untere Seite oder die Unterfläche ist ganz dunkelblau, und durchaus behängt von einer Spannen langen wie die schönste Seide aussehenden Härchen; welche allesammt in der Farbe eurem allerreinsten Indigo gleichen, nur sind sie etwas heller, als diese Farbe bei euch. Der Stiel dieses Blattes sieht ebenfalls grün-golden aus, d. i. also, als wenn ihr polirtes Gold mit einer dünnen grünen Farbe überziehen möchtet, und ist ganz glatt, und hat an dem Stamme nicht selten einen Durchmesser von 1 bis 2 Ellen. Da er aber aus dem Stamme hervorragt, umgiebt ihn eine Art Spitzenkrone ungefähr auf die Art, wie ihr bei euch eine sogenannte eiserne Krone formet; nur sind dieser auslaufenden Spitzen mehrere, und alle von vollkommener Runde, und von blendend weißer Farbe. Ungefähr beim dritten Absatze bricht dann auf einem langen und starken Stiele eine merkwürdige Blüthe herpor. Diese Blüthe gleicht ganz vollkommen einer großen Thurmglocke bei euch, die da hätte am breiten Rande einen Durchmesser von 4 bis 5 Klaftern, und zu unterst, das ist an dem dünneren geschloßenen Theile, etwa von 1 bis 1 ½ Klaftern.

06] Diese Blume wächst also vollkommen rund in allen ihren Theilen, als wenn sie der beste Drechsler gedrechselt hätte; nur darinnen unterscheidet sie sich von einer Glocke, daß ihr breiter Rand nach auswärts von regelmäßig aneinander gereihten ellenlangen Spitzen kammartig besetzet ist. Die Blüthe ist von hochgelber Farbe, die Spitzen aber sind hellroth.

07] Aus der Mitte dieses Glockenkelches läuft eine blendend weiße Säule zweimal so hoch wie die Glockenblume sammt den Spitzen über den Rand heraus. Diese Säule ist der männliche Staubfaden, und die Spitzen an dem Rande sind eigentlich die weiblichen Fäden an dieser Blume. Wenn der männliche Staubfaden seine vollkommene Ausbildung erreicht hat, alsdann fängt er an leuchtende Sternchen auszustreuen, welche dann von diesen Randspitzen gleich electrischen Funken angezogen werden, und dieser Akt ist die eigentliche Befruchtung dieses Gewächses.

08] Wenn nun die Befruchtung hinreichend vor sich gegangen ist, alsdann welkt diese massive Blume, und fällt ohne Veränderung der Form von dem Blüthenstiele herab, und wird da auch häufig gesammelt; denn da sie eine elastische Polsterweiche besitzt, so wird sie zu allerlei Sitz und Lieggeräthschaften benützet. Die Spitzen aber werden ihr abgelöst, und ihrer Festigkeit wegen als Nägel benützt.

09] Was kommt denn da wohl für eine Frucht zum Vorscheine? - Ich sage euch, die merkwürdigste von der Welt. Denn so albern es euch auch immer dünken möchte, so ist es aber dessenungeachtet doch also, daß die Pflanze am Ende ein förmliches Schiff zum Vorschein bringt; doch nicht also müßt ihr es denken, wie etwa eure Schiffe, welche untergehen können mit Mann und Waare, was bei diesen gewachsenen Schiffen eine ganz reine Unmöglichkeit ist, und ihr bald ersehen werdet, so euch die Beschaffenheit der Frucht näher dargethan wird. Also ersichtlich kommt die Frucht zum Vorscheine: Nach dem Abfalle der Blüthe, welche also, wie bei euren Kürbissen eigentlich schon über der ersichtlichen Frucht zu stehen kommt, fängt sich an die Frucht sehr schnell und großartig zu entwickeln, und zwar also, als wenn ihr ein großes Ei euch aus feinerem Bleche machen ließet, und es dann von obenher eindrücket, nicht aber etwa einen Pol in den andern, sondern einen Gürtel in den andern; jedoch also, daß die eingedrückte Wand die untere nicht berührt, sondern zwischen beiden noch ein verhältnißmäßig leerer Raum bleibt.

10] Nun übertraget diese Form auf unsere Frucht, welche eben auch in dieser eingedrückten Eiform fortwächst, und erreicht bei voller Reife nicht selten eine Länge von 30 bis 40 Klaftern, und eine Breite von 15 bis 20 Klaftern. Der Raum zwischen der eingedrückten oberen und unteren Wand beträgt gewöhnlich 1, 2, bis 2 ½ Klafter. Wenn die Frucht vollkommen reif geworden ist, haben diese Wände jede für sich einen Dichtigkeits-Durchmesser von 2 bis 3 Ellen, und eine mehr denn metallische Festigkeit, und in der Reife lösen sie sich dann selbst vom Stiele los, in welchem der eigentliche Same dieser Frucht kreisförmig stecket. In der Frucht selbst ist gar nichts darinnen, als eine sehr feine Luftgattung, darum eine solche große Frucht auch also leicht zu heben ist, daß dieselbe ein Kind mit geringer Mühe von der Stelle zu schaffen vermag. Der Rand dieser Frucht ist mit einem eigens gearbeiteten Gesimse umgeben, welches sich nicht selten bei 2 Klafter über die eigentliche Frucht hinaustreibt, und hat ungefähr das Aussehen, als bei euch die Flossen eines Fisches; nur ist es auf allen Seiten gleich strahlenförmig und elastisch fest, so daß da Niemand leichtlich vermag vom selben etwas hintanzubrechen.

11] Nun sehet; die Frucht wie sie ist, wird dann alsobald ins Wasser gesetzt, und als nicht leicht zerstörbares Schiff verwendet. Damit sie, die Saturnusbewohner nämlich, dieses Schiff aber nach Belieben auf der Oberfläche der Wässer nach allen Richtungen lenken können, so benützen sie dazu die schon vorerwähnte lange Mittelstange, vermöge welcher sie das Schiff also lenken, wie ungefähr ihr eure Flußkähne; nur hat diese Stange diesen Vortheil, daß sie für's erste sehr leicht ist, und für's zweite, weil sie hohl ist, so ist es auch gar nicht nöthig mit derselben auf den Boden zu stoßen, sondern das Wasser wird selbst zum gegenwirkenden Grunde; denn der cubische Wasserinhalt wird bald schwerer, denn der hohle Raum der Stange, und so widersteht das Wasser selbst dem Stoße mit einer solchen hohlen Stange, von welcher früher freilich wohl die schon erwähnten Fähnlein abgesäget werden, welche Fähnlein dann die Bewohner auf eine zierliche Weise um den Rand dieser Naturschiffe anzubringen wissen.

12] Eine andere Art der Fortbewegung besteht aber darinnen: Sie nehmen nämlich die schon früher erwähnten schönen Blätter dieser Pflanze, und bilden daraus Segel, bei welcher Gelegenheit sie nichts anderes zu thun haben, als daß sie ein solches Blatt sammt dem Stiele und der unten befindlichen Spitzkrone absägen, und es mit einem kleberigen Safte einer anderen Pflanze also fest ankleben, daß dasselbe selbst ein Orkan eures Planeten nicht hintanzubrechen im Stande wäre. Sehet auf diese Weise ist nun das Schiff fertig, welches für's Erste im Stande ist, 10 bis 20 Saturnusmenschen im höchsten Nothfalle zu tragen;

03] allein die Saturnusmenschen verbinden dann künstlicher Maßen auch mehrere solche Schiffe mit einander, und machen dann ein großes zusammengesetztes Schiff daraus, gegen dem eure Lienienschiffe eine reine Kinderspielerei wären; denn auf breiteren Strömen, Seen und Meeren werden nicht selten tausende von solchen Schiffen mit einander verbunden. Über diesen Schiffen werden dann erst leichte wahrhaft wunderbar schöne Gebäude ausgeführt, so daß dann ein solches schwimmendes Schiff eher einer bedeutenden Stadt gleich sieht, denn einem eigentlichen Schiffe selbst.

14] Nun habt ihr Alles von dieser merkwürdigen Frucht. Erwecket auch hier ein wenig eure Phantasie, und ihr werdet dabei sicher auf das Angenehmste überrascht werden. Das einzige ist noch beizusetzen, nämlich die Farbe dieser Frucht; diese allein ist das Unnachahmlichste, denn sie sieht also geschuppt aus, als die Haut eines Hechtfisches, und ist auch von gleicher Farbe. - Und somit für heute Amen.

01] Da wir uns schon über die Pflanzen dieses Landes unterhalten und dessen mannigfaltige Baum- und Gesträuchgewächse betrachtet haben, so wird es, bevor wir zu den Flüssen und Seen übergehen, nötig sein, noch eine Uferpflanze kennenzulernen, welche allenthalben an den Flüssen und Seen, wie bei euch ungefähr das Schilfrohr und andere Wasserpflanzen, häufig vorkommt. Es ist - das die sogenannte Schiff-Pflanze, Chaiaba genannt.

02] Diese Pflanze gehört dort zu dem Geschlecht der Windgewächse und somit auch zu dem Geschlecht der Kürbisse - nur mit dem Unterschied, daß so oft ihr über die Erdoberfläche fortlaufender Stiel einen gliederartigen Abschnitt bildet, sich an einer solchen Stelle eine Menge weißlicher Wurzeln in die Erde schieben und so derselben neue Säfte und Kräfte entsaugen, um sich auf diese Weise desto lebenskräftiger und desto weiter und weiter nach allen Richtungen, besonders längs der Ufer über der Erde dieses Planeten auszubreiten.

03] Wie sieht dieses Gewächs denn aus, was bringt es für Früchte und wozu werden dieselben verwendet? - Dieses Gewächs macht wenn es aus der Erde zum Vorschein kommt, zuerst einen hochmächtigen Aufschuß, fast in der Art wie eurer Schilfrohr, welches ihr zum Bau eurer gemauerten Häuser und namentlich für die sogenannte Stukkatur verwendet. Der Stamm wird nicht selten fünfzehn bis zwanzig Klafter hoch, wächst ohne irgendein Blatt gleich einer grüngoldnen Stange in die Höhe. Nur am Ende hat es anfänglich einen blauen Knopf, welcher nach und nach in eine eigentümliche Art Blüte aufbricht, genau das Aussehen hat, als wenn ihr auf einem runden Obelisken in einem Kreis zehn Kriegsfahnen von weißer und hellroter Farbe ausstecken möchtet.

04] Diese Fahnen rollen sich von zwei Klafter langen, weißlichgelben, geraden Stielen auseinander und hängen dann in der Vollreife vier bis fünf Klafter von denselben flatternd herab. Diese Blüte, von diesem langen Stiele ausgehend, ist so beschaffen, daß sie an und für sich schon annähernd die eine Fruchtsorte dieser Pflanze ausmacht, welche darum auch natürlicherweise nicht verwelkt, sondern jahrelang solid und beständig verbleibt.

05] Die Stange selbst oder eigentlich vielmehr der Stamm, der an der Erde nicht selten einen Durchmesser von ein, zwei bis drei Ellen hat, ist inwendig hohl, aber dessenungeachtet von einer metallischen Festigkeit. Wenn diese Stange einmal zur halben Reife gediehen ist, schießen alsbald an der Wurzel Auswüchse hervor, die sich behende und üppig an der Erde fortzuschlängeln anfangen, und zwar ebenfalls auch in einem nur etwas blasseren Goldgrün. Aus dem fortschlängelnden runden Stamm treiben an jeder Gliederung an hohen Stielen große und breite Blätter hervor. Der Stiel dieser Blätter ist grünlichblau, rund und hohl, in einer Länge von nicht selten ein, zwei bis drei Klaftern. Das Blatt ist stumpf eiförmig und hat der Länge nach eine Ausdehnung von fünf und der Breite nach von drei Klaftern. Seine Farbe ist so rot wie eure schönsten Rosen; nur der Rand des Blattes ist bei zwei Ellen breit so gefärbt wie bei euch ein schöner, heller Regenbogen aussieht. Die Oberfläche dieses Blattes glänzt wie spiegelblank poliertes Gold, und besonders erglänzen in majestätischer Pracht dessen Ränder. Die untere Seite oder Unterfläche ist ganz dunkelblau und behängt von spannenlangen, wie die schönste Seide aussehenden Härchen, welche in der Farbe eurem allerreinsten Indigo gleichen, nur sind sie etwas heller als diese Farbe bei euch. Der Stiel dieses Blattes sieht ebenfalls grüngolden aus, d.h. so, wie wenn ihr poliertes Gold mit einer dünnen grünen Farbe überziehen möchtet - und ist ganz glatt und hat an dem Stamm nicht selten einen Durchmesser von ein bis zwei Ellen. Da aber, wo er aus dem Stamm hervorragt, umgibt ihn eine Art Spitzenkrone, etwa auf die Weise, wie ihr bei euch eine sogenannte eiserne Krone formt; nur sind dieser auslaufenden Spitzen mehrere und alle von vollkommener Runde und von blendend weißer Farbe. Ungefähr beim dritten Absatz bricht dann auf einem langen und starken Stiel eine merkwürdige Blüte hervor. Diese Blüte gleicht ganz einer großen Turmglocke bei euch, die am breiten Rand einen Durchmesser von vier bis fünf Klaftern und zuunterst (das ist an dem dünneren, geschlossenen Teil) etwa von ein bis eineinhalb Klaftern hätte.

06] Diese Blume wächst so vollkommen rund in allen ihren Teilen, wie wenn sie der beste Drechsler gedrechselt hätte. Nur darin unterscheidet sie sich von einer Glocke, daß ihr breiter Rand nach aufwärts von regelmäßig aneinandergereihten ellenlangen Spitzen kammartig besetzt ist. Die Blüte ist von hellgelber Farbe, die Spitzen aber sind hochrot.

07] Aus der Mitte dieses Glockenkelches läuft eine blendendweiße Säule, zweimal so hoch wie die Glockenblume samt den Spitzen, über den Rand hinaus. Diese Säule ist der männliche Staubfaden, und die Spitzen am Rand sind eigentlich die weiblichen Fäden an dieser Blume. Wenn der männliche Staubfaden seine vollkommene Ausbildung erreicht hat, fängt er an, leuchtende Sternchen auszustreuen, welche dann von diesen Randspitzen gleich elektrischen Funken angezogen werden. Und dieser Akt ist die eigentliche Befruchtung dieses Gewächses.

08] Wenn nun die Befruchtung hinreichend vor sich gegangen ist, welkt diese massive Blume und fällt ohne Veränderung der Form von dem Blütenstiele herab und wird dann auch häufig gesammelt; denn da sie eine Polsterweiche besitzt, wird sie zu allerlei Sitz- und Liegeeinrichtungen benützt. Die Spitzen aber werden ihr abgelöst und ihrer Festigkeit wegen als Nägel verwendet.

09] Was kommt denn da wohl für eine Frucht zum Vorschein? - Ich sage euch, die merkwürdigste von der Welt. Denn so seltsam es euch auch immer dünken möchte, so geschieht es aber doch, daß diese Pflanze am Ende ein richtiges Schiff zum Vorschein bringt. Doch müßt ihr es euch nicht so denken wie etwa eure Schiffe, welche untergehen können mit Mann und Ware. Bei diesen gewachsenen Schiffen ist dies eine reine Unmöglichkeit, was ihr bald ersehen werdet, so euch die Beschaffenheit der Frucht näher dargetan wird. - Nach dem Abfall der Blüte, welche so wie bei euren Kürbissen eigentlich schon über der ersichtlichen Frucht steht, fängt die Frucht an, sich sehr schnell und großartig zu entwickeln, und zwar so, als wenn ihr euch ein großes Ei aus feinerem Blech machen ließet und es dann von obenher eindrückt, nicht aber etwa einen Pol in den andern, sondern einen Gürtel in den andern - jedoch so, daß die eingedrückte Wand die untere nicht berührt, sondern zwischen beiden noch ein bestimmter leerer Raum bleibt.

10] Nun übertraget diese Form auf unsere Frucht, welche eben auch in dieser eingedrückten Eiform fortwächst und bei voller Reife nicht selten eine Länge von dreißig bis vierzig Klaftern und eine Breite von fünfzehn bis zwanzig Klaftern erreicht. Der Raum zwischen der eingedrückten oberen und unteren Wand beträgt gewöhnlich ein, zwei bis zweieinhalb Klafter. Wenn die Frucht vollkommen reif geworden ist, haben diese Wände jede für sich einen Durchmesser von zwei bis drei Ellen und eine mehr denn metallische Festigkeit. In der Reife lösen sie sich dann vom Stiele los, in welchem der eigentliche Same dieser Frucht kreisförmig steckt. In der Frucht selbst ist gar nichts darin als eine sehr feine Luftsorte, darum ist eine solche Frucht auch so leicht zu heben, daß dieselbe ein Kind mit geringer Mühe von der Stelle zu schaffen vermag. Der Rand dieser Frucht ist mit einem sehr eigenartigen Gesimse umgeben, welches sich nicht selten bis zwei Klafter über die eigentliche Frucht hin ausbreitet und ungefähr das Aussehen hat wie bei euch die Flossen eines Fisches; nur ist es auf allen Seiten leicht strahlenförmig und elastisch fest, so daß niemand mühelos vom selben etwas abzubrechen vermag.

11] Nun sehet, diese Frucht, wie sie ist, wird dann ins Wasser gesetzt und als nicht leicht zerstörbares Schiff verwendet. Damit die Saturnbewohner dieses Schiff aber nach Belieben auf der Oberfläche der Gewässer nach allen Richtungen lenken können, benützen sie dazu die schon vorerwähnte Mittelstange, vermöge welcher sie das Schiff so lenken wie ungefähr ihr eure Flußkähne. Nur hat diese Stange den Vorteil, daß sie sehr leicht ist, und weil sie hohl ist, ist es gar nicht nötig, mit derselben auf den Boden zu stoßen, sondern das Wasser wird selbst zum gegenwirkenden Grund, denn der kubische Wasserinhalt wird bald schwerer als der hohle Raum der Stange. Und so widersteht das Wasser selbst dem Stoße mit einer solchen Stange. - Von dieser werden zuvor die schon erwähnten Fähnlein abgesägt, welche die Bewohner dann auf eine zierliche Weise um den Rand dieser Naturschiffe anzubringen wissen.

12] Eine andere Art der Fortbewegung besteht darin: Die Saturnbewohner nehmen die schon früher erwähnten schönen Blätter dieser Pflanze und bilden daraus Segel, bei welcher Gelegenheit sie nichts anderes zu tun haben, als daß sie ein solches Blatt samt dem Stiel und der unten befindlichen Spitzkrone absägen und es mit einem klebrigen Saft einer anderen Pflanze zwischen den aufgestellten Fähnlein am Rand des Schiffes so fest ankleben, daß selbst ein Orkan eures Planeten dasselbe nicht abzubrechen imstande wäre. Auf diese Weise ist das Schiff fertig und imstande zehn, im höchsten Notfalle bis zwanzig Saturnmenschen zu tragen.

13] Allein die Saturnmenschen verbinden recht kunstvoll auch mehrere solche Schiffe miteinander und machen dann ein großes, zusammengesetztes Schiff daraus, im Vergleich zu dem eure Linienschiffe ein reines Kinderspielzeug wären; denn auf breiteren Strömen, Seen und Meeren werden nicht selten tausende von solchen Schiffen miteinander verbunden. Über diesen Schiffen werden dann leichte, wahrhaft wunderbar schöne Gebäude errichtet, so daß ein solches schwimmendes Schiff eher einer Stadt gleichsieht als einem eigentlichen Schiff.

14] Nun habt ihr alles von dieser merkwürdigen Frucht! - Erwecket auch hier ein wenig Phantasie und ihr werdet dabei sicher auf das angenehmste überrascht werden. Das einzige ist noch beizufügen, nämlich die Farbe dieser Frucht. Diese allein ist das Unansehnlichste; denn diese Frucht sieht geschuppt aus wie die Haut eines Hechtfisches und ist auch von gleicher Farbe. - Und somit für heute Amen.

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