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Die Reliquien der römischen Kirche

aus Ralph Woodrow: Die römische Kirche - Mysterien-Religion aus Babylon, Verlag 7000, 1. dt. Auflage 1992, Kap. 8, S. 64-68


Inhaltsübersicht:


Untersuchung der Stücke des »wahren« Kreuzes und anderer Reliquien

Der ungeheuerliche Aberglaube, der die Verwendung von Reliquien begleitete, offenbart den Betrug und die Widersprüchlichkeit, die seit Jahrhunderten auf der Römische Lehre lastet.

Unter den am höchsten verehrten Reliquien waren Teile des »wahren Kreuzes«. Es waren soviele Teile dieses Kreuzes in ganz Europa und anderen Teilen der Welt verstreut, daß Calvin einst sagte, daß wenn alle Stücke gesammelt würden, man eine ganze Schiffsladung zusammenbekommen würde; das Kreuz Christi wurde jedoch von einem Einzelnen getragen!

Müssen wir glauben, daß sich diese Stücke auf wunderbare Weise vermehrt haben, so wie in der Geschichte, in der Jesus die Brotlaibe und die Fische gesegnet hatte? Dies war offensichtlich der Glaube des St. Paulinus, der von der »Erneuerung (Redintegration) des Kreuzes« sprach, »was bedeutet, daß es niemals kleiner wurde, wieviele Teile auch davon abgetrennt wurden«! 1

Der bekannte Reformator Johannes Calvin (1509-1564) erwähnte die Widersprüchlichkeit verschiedener Reliquien in seiner Zeit. Einige Kirchen erhoben den Anspruch, die Dornenkrone zu besitzen; andere die Krüge, die Jesus verwendete bei dem Wunder in Kana.

In Orleans soll etwas von dem Wein gefunden worden sein.

Calvin äußerte sich bezüglich eines Stückes gegrillten Fisches, das Petrus Jesus angeboten haben soll, folgendermaßen: »Es muß außergewöhnlich gut gesalzen gewesen sein, daß es sich über soviele Jahrhunderte hinweg gehalten hat.«

Die Krippe Jesu wird jedes Jahr an Weihnachten in der Kirche St. Maria Maggiore in Rom zur Verehrung aufgestellt.

Einige Kirchen behaupten, die Windeln Jesu zu besitzen.

Die Kirche St. Jakobus in Rom zeigt den Altar, auf den Jesus gelegt und im Tempel dargestellt wurde.

Selbst die Vorhaut seiner Beschneidung wird von den Mönchen von Charroux ausgestellt, die als Beweis für deren Echtheit erklären, daß Blutstropfen daraus hervorkommen würden.' 2 Einige Kirchen behaupten, die »heilige Vorhaut« zu haben, einschließlich der Kirchen in Coulombs, Frankreich, der Kirche St. Johannes in Rom und der Kirche von Puy in Velay! 3

Andere Reliquien enthalten die Zimmermannswerkzeuge des Josef; Gebeine des Esels, auf dem Jesus nach Jerusalem geritten ist; den Becher, der beim letzten Abendmahl verwendet wurde; die leere Geldbörse des Judas; das Waschbecken des Pilatus; den Purpurmantel, der Jesus von spottenden Soldaten übergeworfen wurde; den Schwamm, der ihm am Kreuz gereicht wurde; Nägel vom Kreuz; Exemplare der Haare der Jungfrau Maria (einige braun, einige blond, einige rot und einige schwarz), ihre Röcke, Ehering, Pantoffeln und ihren Schleier und sogar eine Flasche Milch, aus der Jesus gesaugt haben soll. 4

Nach katholischem Glauben wurde der Körper Marias in den Himmel aufgenommen.

Aber es behaupteten verschiedene Kirchen in Europa, den Leib von Marias Mutter zu besitzen, obwohl wir über sie gar nichts wissen; selbst der Name »Heilige Anna« wurde ihr erst vor einigen Jahrhunderten gegeben.

Noch komplizierter verhält es sich mit der Geschichte von Marias Haus. Die Katholiken glauben, daß sich das Haus, in dem Maria in Nazareth lebte, nun in der kleinen italienischen Stadt Loreto befindet; Engel hätten es dorthin gebracht!

Das Heilige Haus von Loreto

In der Katholischen Enzyklopädie steht geschrieben: »Seit dem 15. Jahrhundert und wohl schon früher zählte das »Heilige Haus« von Loreto zu den berühmtesten heiligen Stätten in Italien . . . Das Innere war sehr klein (9,40 m mal 4 m). An einem Ende steht ein Altar unter einer Statue der jungfräulichen Mutter und ihrem göttlichen Kind, ganz schwarz vom Alter,. . . in der ganzen Welt verehrungswürdig aufgrund der göttlichen Geheimnisse, die darin vollendet sind . . . Hier geschah es, daß Maria, die Heiligste aller Heiligen, die Mutter Gottes, geboren wurde; hier wurde sie von dem Engel gegrüßt; hier wurde das ewige Wort Fleisch. Im Jahr der Errettung 1291, im Pontifikat des Nikolaus IV, brachten Engel dieses Haus von Palästina in die Stadt Tersato in Illyrien, Jugoslawien. Drei Jahre später, am Anfang des Pontifikats des Bonifatius VIII, wurde es wiederum durch den Dienst von Engeln emporgehoben und in einen Wald gesetzt. . . Nachdem es seinen Platz nun dreimal innerhalb eines Jahres gewechselt hatte, hat es nun schließlich durch den Willen Gottes seinen dauerhaften Platz an dieser Stelle gefunden. . .. Daß diese so freimütig verkündete Tradition von der göttlichen Vorsehung sanktioniert wurde, kann keinen Augenblick in Zweifel gezogen werden. Mehr als 47 Päpste haben auf verschiedene Art und Weise der heiligen Stätte Ehre erwiesen und eine enorme Anzahl von Bullen und Briefen erklären ohne Einschränkung, daß die Santa Casa von Loreto mit dem Heiligen Haus von Nazareth identisch ist«!5

s. Artikel und Bilder in Wikipedia

Die Verehrung bzw. Anbetung der Reliquien

Das Konzil von Trient ordnete die Verehrung der Leichen der Märtyrer an und verdammte außerdem diejenigen, die nicht an Reliquien glauben: »Die heiligen Körper heiliger Märtyrer. . . müssen von den Gläubigen verehrt werden, denn durch diese Körper gewährt Gott den Menschen viele Gnadenerweise, so daß diejenigen, die erklären, daß den Reliquien der Heiligen keine Hochachtung und Ehre gebühre. . . gänzlich verdammt werden müssen; und so verdammt die Kirche sie nun auch.«''

Da es geglaubt wurde, daß durch die Gebeine Toter »viele Gnadenerweise« fließen können, wurde der Verkauf von Körpern und Knochen ein großes Geschäft!

Um das Jahr 750 kamen immerfort lange Trecks von Wagen nach Rom, die enorme Mengen Schädel und Skelette enthielten, die dann von den Päpsten sortiert, etikettiert und verkauft wurden.7

In der Nacht wurden Gräber geplündert, und in den Kirchen wurden die Grabmale von bewaffneten Männern bewacht! »Rom«, sagte Gregorovius, »war wie ein vermodernder Friedhof, auf dem Hyänen beim gierigen Graben nach Leichen heulten und kämpften.«

In der Kirche St. Prassede ist eine Marmortafel angebracht, auf der geschrieben steht, daß im Jahre 817 Papst Paschal die Leichen von 2.300 Märtyrern von Friedhöfen in diese Kirche hat bringen lassen. 8

Als Papst Bonifatius IV um 609 das Pantheon in eine christliche Kirche umwandelte, »sollen 28 Wagenladungen heiliger Gebeine aus den Katakomben entfernt worden und in ein Becken unter dem Hochaltar gelegt worden sein.« 9

Es wurde verlangt, Gebeine oder andere Reliquien unter eine Kirche zu vergraben, um den Boden und das Gebäude zu weihen. 10

Die Schloßkirche von Wittenberg, an dessen Tür Luther seine berühmten »95 Thesen« nagelte, enthielt 19.000 Heiligenreliquien! 11

Es wurde den Bischöfen seit dem zweiten nicäischen Konzil im Jahre 787 bei Strafe der Exkommunikation verboten, ein Gebäude zu weihen, wenn keine Reliquie vorhanden war! Wurden diese Ideen der Bibel oder dem Heidentum entnommen?

Der Ursprung der Reliquienverehrung

In den alten Legenden heißt es, daß, als Nimrod, der falsche »Heiland« von Babylon, starb, seine Gliedmaßen einzeln von seinem Körper gerissen wurden. Ein Teil wurde an jenem Platz beerdigt, ein Teil an einem anderen. Als er »auferweckt« und Sonnengott geworden war, hieß es, daß er sich zu diesem Zweck in einem anderen Körper befunden und die Glieder seines alten Leibes zurückgelassen habe. Das steht im Gegensatz zum Tod des wahren Retters Jesus Christus, von dem prophezeit wurde: »Kein Bein von ihm soll zerbrochen werden« (Joh. 19,36), und der im wahren Sinne des Wortes auferweckt worden ist. Das Ergebnis der Auferstehung Christi war ein leeres Grab, es blieben keine Gliedmaßen, die man als Reliquien hätte verwenden können, übrig!

In den alten Mysterienreligionen wurden die verschiedenen Stätten, von denen geglaubt wurde, daß dort ein Knochen eines Gottes vergraben war, aufgrund dessen auch als heilig, d.h. als »geweiht«, angesehen.

»Ägypten war übersät mit Grabstätten seines getöteten Gottes; und viele seiner Glieder, Beine und Arme oder auch der Schädel, für deren Echtheit gebürgt wurde, wurden in den sich gegenseitig konkurrierenden Beerdigungsstätten ausgestellt, so daß die Gläubigen diese verehren konnten.« 12

Der Einfluß, den die Ägypter auf die Kinder Israel hatten, beweist sich darin, daß sie ein goldenes Kalb aufstellten. Da Ägypten ein Land zahlreicher Reliquien war, ist die Weisheit Gottes offensichtlich, Mose an einem geheimen Ort zu begraben (5.Mos. 34,6). Keiner kannte seine Grabstätte, und so konnten auch keine heiligen Pilgerreisen dorthin unternommen werden.

Jahre später wurde die eherne Schlange, die Mose gemacht hatte, »Nehustan« genannt und wurde als eine heilige Reliquie von den Israeliten verehrt (2.Kön. 18,4). Wenn schon mit Dingen, die Mose gemacht hat, solch ein Götzendienst getrieben wurde, wieviel mehr wäre der Götzendienst ausgeartet, hätten sie erst einen seiner Knochen gehabt!

Es ist vielleicht unnötig zu erwähnen, daß Reliquien sehr lange schon verwandt werden und nicht im Christentum ihren Ursprung haben. Die Katholische Enzyklopädie macht dazu folgende korrekte Aussage: Daß der religiöse Gebrauch »von Gegenständen, hauptsächlich Teile von Körpern oder Kleidern, die als Erinnerung eines verstorbenen Heiligen zurückblieben«, bereits »vor der Verbreitung des Christentums« existierte, und »die Verehrung von Reliquien tatsächlich bis zu einem gewissen Grade ein primitiver Instinkt ist, der außer mit dem Christentum auch mit vielen anderen religiösen Systemen verknüpft ist.«13

Wenn Christus und die Apostel keine Reliquien verwendeten, aber deren Gebrauch schon vor dem Christentum in anderen Religionen bekannt war, haben wir dann nicht ein weiteres Beispiel einer heidnischen Idee, die »christianisiert« wurde?

Der Betrug der Reliquien

Wir können nicht erkennen, daß Reliquien verehrung irgendetwas mit wahrer Anbetung zu tun hat; denn »Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten« (Joh. 4,24).

Der Extremismus, der zu dem Gebrauch von Reliquien geführt hat, ist sicherlich nicht »Wahrheit«.

Einige der Gebeine, die einst als Knochen Heiliger gefeiert worden sind, entpuppten sich als Tierknochen.

In Spanien wurde in einer Kathedrale ein Gegenstand ausgestellt, von dem gesagt wurde, er stamme von dem Flügel des Engels Gabriel, als er Maria besuchte. Als dieser jedoch unter die Lupe genommen wurde, stellte sich heraus, daß es sich um eine prachtvolle Straußenfeder handelte! 14

Es ist nicht notwendig, diesen Punkt breit auszuwalzen. Selbst die »Katholische Enzyklopädie« erkennt die Zweifelhaftigkeit vieler Reliquien. »Viele der sehr alten Reliquien, die in den großen Heiligtümern des Christentums, sogar auch in Rom zu der ihnen gebührenden Verehrung ausgestellt sind, müssen nun entweder als zweifellos unecht erklärt, oder aber dem schwerwiegenden Verdacht auf Unechtheit ausgeliefert werden . . .

In Frage gestellt werden muß auch die mutmaßliche 'Säule der Geißelung', die in Rom in der Kirche Santa Prassede verehrt wird, sowie viele andere berühmte Reliquien«! 15

Wie läßt sich diese Diskrepanz erklären? Die Katholische Enzyklopädie fährt fort: ». . . Mit der Fortsetzung eines Fehlers, der in vollkommen gutem Glauben über Jahrhunderte hinweg weitergegeben wurde, wird Gott keine Unehre bereitet. . . Daher ist die Tatsache gerechtfertigt, daß der Vatikan die Weiterführung des Kultes mit bestimmten zweifelhaften alten Reliquien gestattet.«16

Aber wir weisen abermals daraufhin, daß wahre Anbetung im Geist und in der Wahrheit geschieht und nicht durch die Weiterführung eines Fehlers.

Selbst wenn wir eines von Marias Haaren oder einen Knochen des Apostels Paulus oder das Gewand Jesu hätten, hätte Gott gefallen an diesen Gegenständen, die zur Anbetung aufgestellt worden wären? Das Beispiel der ehernen Schlange des Mose zeigt, daß dies nicht der Fall sein würde. Wir können nur fragen: Wenn in dem echten Haar, Gebein oder Gewand kein wahrer Wert liegt, wieviel Wert haben Reliquien, die als Fälschungen bekannt sind?


Anmerkungen:

1. The Catholic Encyclopedia, Bd. 4, S. 524, Art. »Cross«

2. Calvin's Tracts, Bd. 1, S. 296-304

3. Wilder, The Other Side of Rome, S. 54

4. Wilder, The Other Side of Rome, S. 53

5. The Catholic Encyclopedia, Bd. 13, S. 454, Art. »Santa Casa di Loreto«

6. The Catholic Encyclopedia, Bd. 12, S. 734, Art.«Relics«

7. Cotterill, Medieval Italy, S. 71

8. Cotterill, Medieval Italy, S. 391

9. The Catholic Encyclopedia, Bd. 2, S. 661, Art. »Boniface IV«

10. The Catholic Encyclopedia, Bd. 12, S. 737, Art. »Relics«

11. Durant, The Story of Civilization: The Reformation, S. 339

12. Hislop, The Two Babylons, S. 179

13. The Catholic Encyclopedia, Bd. 12, S. 734, Art. »Relics«

14. Boettner, Roman Catholicism, S. 290

15. The Catholic Encyclopedia, Bd. 12, S. 737, Art. »Relics«

16. The Catholic Encyclopedia, S. 738


Links zu weiterführenden Artikeln über Reliquien

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