Tierkreis - Astronomie
Im 'Großen Evangelium Johannes', Band III/102 bis 105 wird ausführlich erläutert, wie es durch die Urbewohner Ägyptens zunächst zur Zusammenschau der einzelnen Sternbilder des Tierkreises (Zodiakus) und zu dessen "Erfindung" als Gesamtheit sowie zur Namensgebung seiner zwölf Bilder kam.
In jl.ev03.102 werden die Voraussetzungen für die aufmerksame Beobachtung der Sterne durch die Ureinwohner Ägyptens unter anderem damit angegeben, daß diese während der großen Tageshitze schliefen und ihre Arbeit im Freien in der Kühle der Nacht verrichteten, wo sie bei dem vorherrschenden "allerreinsten Himmel" "dann stets die Sternbilder im Angesicht hatten". So nahmen sie bald wahr..daß der Zodiakus ein großer Kreis ist, der, in zwölf nahe gleiche Teile geteilt, in jedem dieser Teile ein für sich stehendes Sternbild hat." "Aber der Tierkreis bewegte sich auch also, daß die Sonne in dreißig Tagen unter ein anderes Zeichen zu stehen kam."
"In der Zeit der kürzesten Tage, die in Ägypten, stets vom Regen begleitet werden", "ließ man ein neues Jahr beginnen." Dem betreffenden Sternbild gab man die Gestalt eines Hirten, wie er seinen Wassereimer in den für die Tränke der Tiere bestimmten Wasserkasten ausschüttet. "Solch einen Menschen nannten die Alten einen Wassermann (Uodan), und so benannten sie auch das Sternbild und diese (ihre Regen-) Zeit. -
Die in der Regenzeit auf die "Seitenlehnen" des angeschwollenen Nil gekommenen Fische mußten vor dem Sinken des Wassers gefangen werden, bevor sie strandeten und in Verwesung übergingen. Sie wurden z.T. gleich verzehrt, z.T. als Vorrat fürs ganze Jahr eingesalzen und im Winde getrocknet. Das Sternbild, unter das die Sonne "gerade zu Anfang dieser Fischzeit zu stehen kam", nannte man daher das Zeichen der "Fische", und die Zeit auch also, "und benamste sie Ribar, auch Ribuze". -
Nach der Fischzeit galt die Sorge der Ureinwohner den Schafen, die geschoren wurden und sich paarten. "Und weil die Sonne da wieder unter ein neues Zeichen zu stehen kam, so nannte man dieses den "Widder (Kostron)". Anschließend wird auch der spätere römische Monatsname "Mars" als aus dem "uralten Mar iza, auch Maor' iza abgeleitet erklärt, was nichts anderes besagt als: ,das Meer erwärmen'" Die Umfunktionierung dieses Mars zum Kriegsgott erfolgte erst später und schrittweise.
jl.ev03.103: "Nach der Besorgung der Schafe lenkten die alten Hirtenvölker ihre Sorge vor allem auf das Rindvieh. In dieser Zeit fingen die Kühe meist an zu mannen, und man schied da das Starke vom Schwachen und trug die Hauptsorge um eine gute Zucht." "Der Stier, der dem Ägypter über alles galt", gab dem Sternbild, "unter das die Sonne nun trat, und das so ziemlich die äußersten Umrißlinien einer Stiergestalt vorwies, seinen Namen "Stier". "Selbst der römische Taurus stammt von da ab, " nämlich vom uralten T a our sat oder Ti a our sat, was soviel besagt als ,des Stieres Zeit' (sat) = auf den Hinterbeinen zu stehen." Auch der betreffende römische Monatsname Aprilis kommt in diesem Zusammenhang aus der altägyptischen Zunge her, aus a uperi liz = Stier, öffne das Tor (nämlich der Weide). -
Der Name des nächsten Sternbildes der Zwillinge leitet sich ab von der Kontroll- und Richtertätigkeit der Gemeinde-Oberhäupter, und zwar
a) aus der traditionellen Frage: "Ka i e stor?" (= Was hat er getan?), und
Auch das Sternbild des Krebses ist jahreszeitlich genau präzisiert, denn wenn die Tage wieder kürzer zu werden begannen - welche rückgängige Dauer mit dem Gange des Krebses verglichen wurde -, entstiegen zur Nachtzeit zahllose Krebse ihren Sumpflöchern und kamen auf die fetten Wiesen, welches "Schlamm-Insekt" von den Urbewohnern sehr bekämpft und "haufenweise verbrannt" wurde. - Auch der Herkunft des entsprechenden römischen Monatsnamens Juno ist anschließend eine längere, sehr aufschlußreiche Erläuterung gewidmet.b) der stets darauf folgenden Mahnung: "Po luxe men!" (= Gib mir darüber Licht, Aufklärung!), woraus sich die Namen Kastor und Pollux für das betreffende Zweisternbild ergaben. -
jl.ev03.104: Der Löwe war die große Sorge der ägyptischen Ureinwohner im anschließenden Monat, da sie (die Löwen) in dieser Zeit ihre Jungen warfen und dann ihre Raubzüge von Oberägypten, aus - auch der starken Hitze wegen von dort vertrieben nun auf das mittlere und untere Ägypten - nicht selten "bis zum Mittelmeere nordwärts" ausdehnten und Verheerungen unter den friedlich weidenden Herden anrichteten. Der Name des Löwen war "Le o wa": "Le = der Böse, o = die Gottessonne, wa, auch wai = flieht; Le o wai heißt demnach: ,Der Arge flieht die Sonne'." -
"Nach dem Löwen kam die Jungfrau unter die Sterne", denn "nach der Besiegung der Löwenzeit waren die Hauptbeschwerden des Jahres beendet", es wurden die Hochzeiten gehalten, und es war auch Sitte, die Jungfrauen zu beschenken, "um sie dadurch zur ferneren Sittlichkeit anzueifern". -
Auf ebenso natürliche Weise wie die bisherigen Tierkreisbilder bekam auch die Waage ihren Namen. Denn nun war die Ernte des Getreides - "dessen Anbau schon die ältesten Einwohner dieses Landes neben der Viehzucht stark betrieben haben" eingebracht und es gab an Früchten Feigen, Datteln, den Granatapfel und das Öl, und von allem mußte nun der Zehent für die Priester abgeliefert werden. Dabei wurden "stets beide Schalen der Waage vollgefüllt; neunmal wurden sie in den Kasten des Gemeindegliedes ausgeleert, das zehntemal aber in den Kasten der Priesterschaft." "Der Oberpriester war zugleich des ganzen Volkes Hüter oder Hirte, der ,Vare ou' = ,er hütet' oder: ,er ist der Hirte."
jl.ev03.105: Es kommt die "Faulenzzeit", aber mit dem Auftauchen der Skorpione in diesem Monat auch eine neue Plage. Sie wurden bekämpft mit der Rinde eines Nilgesträuches, die man kochte und mit deren Dampf man die Zimmer von diesem "stachlichten Schmarotzer" befreite; die feuchte Rinde wurde auch am Boden ausgestreut und in die Betten gelegt, wodurch "das "stachlige Geschmeiß ferngehalten und auch getötet wurde". Von dieser Rinde Scoro und pl oder pie (= trinkt) on (= er) erhielt das lästige Insekt seinen Namen, der zugleich das wirksamste Rezept zu seiner Bekämpfung bezeichnet.
Dazu die Randbemerkung: "Noch heutzutage (z. Zt. Christi) bekommen wir (in Galiläa) sowohl aus Ägypten, aus Arabien und Persien ein Pulver, durch das man ohne den geringsten Schaden für die Menschen nicht nur die Skorpione, sondern fast alle anderen sehr lästigen Insekten vertilgen kann; und dieses Pulver wird nebst noch einigen Beigaben hauptsächlich aus der oben erwähnten Rinde angefertigt." "Um die Zeit nach dem Skorpion fing allerlei Wild an, sich von den Bergen in die Täler herab zu machen": Kaninchen, Hasen, Gazellen, kleine Bären, Dachse, Füchse, Panther, eine Menge Geier und Adler; "auch das Krokodil und das Nilpferd fingen an, sich zu rühren. Darum war da für die Jagd keine Zeit mehr zu verlieren; zur Vertilgung möglichst vieler Krokodile war auch ein ganz bedeutender Preis ausgesetzt."
Das Sternbild dieser Jagdzeit-Periode nannte man den "Schützen", weil diese jetzt am meisten beschäftigt waren. -
"In des Jahres letzter Periode sucht alles Wild einmal die Täler heim, um da ein gewisses Nährfutter zu suchen, nach dem seine Natur ein Verlangen trägt." So kam auch der Steinbock in das Niltal, der für die Ägypter etwas sehr Kostbares war. "Wurden aber in einer günstigen Zeit (Steinbockzeit) etliche gefangen, so war das ein förmlicher Triumph für ganz Ägypten!" "Denn alles von ihm war als eine wunderbarste Arznei angesehen, und seine Hörner waren des Königs kostbarste Zierde ...". So ist es nur zu begreiflich, daß "schon die alten Ägypter diese Zeitperiode, in der sie Besuch vom Steinbock bekamen, zuerst dem kostbaren Tiere weihten, und das Sternbild, unter das die Sonne in dieser Periode trat, nach ihm benannten".
jl.ev03.107: Des gleichen natürlichen Ursprunges ist der Name Zodiakus, da Za diaia kos Soviel wie "Einteilung der Arbeit" bedeutet.
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