Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


155. Kapitel:Chanchahs weise Rede. Böse Gesetze, gegen die man nicht sündigen kann, und wahre Gesetze. Ohne Kampf kein Sieg und Preis. Warum Jesus nun erst zu den Sonnentöchtern kommt. Bischof Martins Ankunft im Hause der Sonnentöchter.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Diese Meine Worte machen die Sonnentöchter sehr stutzen, aber der Chanchah öffnen sie den schönen Mund und sie fängt mit sehr sanften Worten also zu reden an und spricht:

02] „O ihr schönsten Töchter dieser herrlichen Erde, die keine Nacht je gesehen, und nie empfunden den herben Wechsel der Jahreszeiten; o ihr Glücklichsten dem Leibe nach, die ihr keine Krankheit kennet, und habt nie Jemanden sterben gesehen; eure Gesetze aber, schlechter denn unsere größten Laster, erhalten euch dennoch frei und bisher unsterblich; so zwar seid ihr frei, daß ihr nach euren Gesetzen gar nie sündigen könnet, so ihr es auch wolltet, denn eure Gesetze machen euch einen Fehltritt rein unmöglich! Wie aber kommt das, wie müssen Gesetze beschaffen sein, daß sie nie Jemand übertreten kann?

03] Sehet, ich will es euch durch die Gnade und Liebe dieses meines heiligen Vaters zeigen: Der böse Ormutz (Satan) hat euren Weisen als ein gestaltlicher Lichtgeist alle möglichen Eigenschaften und Bedürfnisse eurer Natur treu gezeigt und kennen gelehrt, und dazu die Anweisung gegeben, alles, wonach sich irgend eine Fiber eures Wesens begehrend äußert, also jedes Begehren zum Gesetze zu machen, aber mit dem Beisatze: So es Jemanden genehm ist, da thue er, was er will; ist es ihm aber nicht genehm, da fehle er auch nicht, so er es unterläßt!

04] Denket nun selbst nach, ihr Weisen, was solche Gesetze werth sind, und was sie euch nützen können?! Oder habt ihr je von einer Strafe auf die Uebertretung eines Gesetzes etwas gehört?!

05] Sehet, wenn irgend wahre Gesetze sind, so müssen sie so beschaffen sein, daß sie dem Menschen eine große Selbstverläugnung kosten, bis er sie gerade seinen heftigsten Naturreizungen entgegengesetzt an sich erfüllen kann, und erfüllt er sie also freiwillig, mit Hintansetzung aller naturmäßigen Vortheile, so erst erhebt er sich dann als ein freier Geist über seine dem Tode und der Vergänglichkeit unterworfene Materie, und steht dann da als ein Sieger über seinen eigenen, seiner Natur innewohnenden Tod, und kann als solcher dann in die höhere Ordnung des ewigen Geistlebens eingehen, und der Kindschaft des allerhöchsten Geistes theilhaftig werden durch Dessen Gnade!

06] Welcher Sieg aber läßt sich durch eure gar nichts sagenden Gesetze, gegeben von eurer höchsten Weisheit, erreichen? ich sage euch, gar keiner! Denn wo es keinen Kampf giebt, da giebt es keinen Sieg; und wo es keinen Sieg giebt, da giebt es auch keinen Preis! Was aber ist ein Mensch, der sich keinen Preis errungen hat? Sehet, er ist werthloser als die gemeinste Pflanze, die er mit seinen Füßen zertritt; denn diese hat auf der großen Stufenleiter der aufsteigenden Wesen ihren Zweck erreicht; aber der preislose Mensch lebte ohne Zweck; sondern er lebte, weil er lebte, aber sein Leben war zwecklos, und kann daher auch nie zu einer Bestimmung gelangen, was eben mit euch der Fall ist.

07] Ihr lebet nach der Ablegung eurer Außenhülle wohl als eine Art Lichtwolkengeister fort, und zwar eben so ohne Zweck, wie hier noch in euren Leibern, deren Außenseite in der gestaltlichen Entsprechung eurer Erde stehet, deren äußerste Sphäre wohl auch pur Licht, von großer Kraft und Herrlichkeit ist; aber ihr Inneres in sich finsterer ist, als das Innere eines jeden andern Planeten! Ich sage euch, eure Weisheit ist nichts als ein Trug, und eure Schönheit ein leerer Schein!

08] Darum aber kommt nun der Herr Selbst, um euch, Kinder der Lichtspenderin (Sonne), ein wahres Licht zu geben, und euch einen ganz neuen Weg zu zeigen, auf dem ihr auch zu uns in aller Wahrheit gelangen könnet! Sehet, so lautet unsere wahre Weisheit! Wollet ihr aber vollkommen werden, so muß sie auch bei euch thatkräftig zu Hause sein, sonst seid ihr bei aller eurer Schönheit die elendsten Wesen im ganzen endlosen Schöpfungsraume Gottes, Meines Vaters!"

09] Die Drei beben nun förmlich vor der Weisheit Chanchah's und sagen nach einer Weile: „O du Herrlichste! Wenn es also ist, wie du uns nun die Sache erläutertest, und es auch ganz bestimmt sicher also sein wird, da unsere Gesetze wirklich von der Art sind, wie du sie uns beschrieben hast; warum ließ denn euer Herr und Meister als größter Bote des Allerhöchsten uns so lange in solcher Wirre, und kam nicht eher um uns zu helfen?"

10] Spricht die Chanchah: „Liebste Schwestern! der Herr weiß es am besten, wann die Frucht vollends reif ist! Denn Er hat den Samen gemacht, und hat in selben gelegt den lebendigen Keim, und in den Keim gegeben die Frucht, ihre Zeit und ihre Reife! Also ist es auch bei euch nun, wie allzeit der Fall! Ihr seid reif geworden, aber nicht im Wahren, sondern im Falschen; auf daß ihr aber aus dem Falschen nicht in ein Böses übergehet, so kommt Er Selbst, um euch zu erretten!"

01] Diese Meine Worte machen die Sonnentöchter sehr stutzen. Chanchah aber öffnen sie den schönen Mund, und sie fängt mit sanften Worten zu reden an:

02] »O ihr schönsten Töchter dieser herrlichen Erde, die keine Nacht je gesehen und nie empfunden den herben Wechsel der Jahreszeiten! O ihr Glücklichsten dem Leibe nach, die ihr keine Krankheit kennt und habt nie jemanden sterben sehen! Eure Gesetze aber, schlechter denn unsere größten Laster, erhalten euch dennoch frei und bisher unsterblich! So seid ihr zwar frei, daß ihr nach euren Gesetzen gar nie sündigen könnt, so ihr es auch wolltet. Eure Gesetze machen euch einen Fehltritt rein unmöglich; wie aber kommt das? Wie müssen Gesetze beschaffen sein, daß sie nie jemand übertreten kann?

03] Seht, ich will es euch durch die Gnade und Liebe meines heiligen Vaters zeigen: Der böse Ahriman (Satan) hat euren Weisen als ein gestaltlicher Lichtgeist alle möglichen Eigenschaften und Bedürfnisse eurer Natur treu gezeigt und kennen gelehrt. Und er hat dazu die Anweisung gegeben, alles, wonach sich irgendeine Fiber eures Wesens begehrend äußert, zum Gesetze zu machen, aber mit dem Beisatze: 'So es jemandem genehm ist, da tue er, was er will. Ist es ihm aber nicht genehm, fehlt er auch nicht, so er es unterläßt!'


04] Denkt nun selbst nach, ihr Weisen, was solche Gesetze wert sind und was sie euch nützen können! Oder habt ihr je von einer Strafe auf die Ubertretung eines Gesetzes etwas gehört?

05] Seht, wahre Gesetze müssen so beschaffen sein, daß sie den Menschen eine große Selbstverleugnung kosten, bis er sie, gerade seinen heftigsten Naturreizungen entgegengesetzt, an sich erfüllen kann. Erfüllt er sie freiwillig mit Hintansetzung aller naturmäßigen Vorteile, so erst erhebt er sich als freier Geist über seine dem Tode und der Vergänglichkeit unterworfene Materie. Er steht dann da als ein Sieger über seinen eigenen, seiner Natur innewohnenden Tod. Und er kann als solcher dann in die höhere Ordnung des ewigen Geistlebens eingehen und der Kindschaft des allerhöchsten Geistes teilhaftig werden durch dessen Gnade!


06] Welcher Sieg aber läßt sich durch die nichtssagenden Gesetze eurer höchsten Weisheit erreichen? Ich sage euch, gar keiner! Denn wo kein Kampf, da gibt es keinen Sieg. Und wo kein Sieg, da gibt es auch keinen Preis! Was aber ist ein Mensch, der sich keinen Preis errungen hat? Seht, er ist wertloser als die gemeinste Pflanze, die er mit seinen Füßen zertritt; denn diese hat auf der großen Stufenleiter der aufsteigenden Wesen ihren Zweck erreicht. Aber der preislose Mensch lebte ohne Zweck. Er lebte nur, weil er lebte; aber sein Leben war zwecklos und kann daher auch nie zu irgendeiner Bestimmung gelangen - was eben mit euch der Fall ist.


07] Ihr lebt nach der Ablegung eurer Außenhülle wohl als eine Art Lichtwolkengeister fort. Aber ebenso ohne Zweck wie hier noch in euren Leibern, deren Außenseite in der gestaltlichen Entsprechung eurer Erde steht. Deren äußerste Sphäre ist wohl auch pur Licht von großer Kraft und Herrlichkeit, aber deren Inneres ist in sich finsterer als das Innere eines jeden andern Planeten. Ich sage euch, eure Weisheit ist nichts als ein Trug - und eure Schönheit ein leerer Schein!

08] Darum aber kommt nun der Herr Selbst, um euch Kindern der Lichtspenderin (Sonne) ein wahres Licht zu geben und euch einen neuen Weg zu zeigen, auf dem ihr auch zu uns in aller Wahrheit gelangen könnt. Seht, so lautet unsere wahre Weisheit! Wollt ihr aber vollkommen werden, so muß sie auch bei euch tatkräftig sein, sonst seid ihr bei all eurer Schönheit die elendsten Wesen im ganzen Schöpfungsraume Gottes, Meines Vaters!«


09] Die drei beben nun förmlich vor der Weisheit Chanchahs und sagen nach einer Weile: »O du Herrlichste, wenn es, wie du uns die Sache erläutertest, ganz bestimmt so sein wird, da unsere Gesetze wirklich von der Art sind, wie du sie uns beschrieben hast, - warum ließ denn euer Herr und Meister als größter Bote des Allerhöchsten uns so lange in solcher Wirre und kam nicht eher, um uns zu helfen?«

10] Spricht die Chanchah: »Liebste Schwestern, der Herr weiß es am besten, wann die Frucht vollends reif ist! Denn Er hat den Samen gemacht und hat in selben gelegt den lebendigen Keim und in den Keim gegeben die Frucht, ihre Zeit und ihre Reife! Also ist es auch bei euch nun der Fall. Ihr seid reif geworden, aber nicht im Wahren, sondern im Falschen. Damit ihr aber aus dem Falschen nicht in Böses übergeht, kommt Er Selbst, um euch zu erretten!«

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