Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


156. Kapitel: Gute Ahnung der Sonnentöchter vom Wesen Jesu. Ankunft im herrlichen Palast der Sonnenbewohner. Chanchahs und Gellas bewundernde Worte.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Sprechen die Drei nicht mehr ferne von der Wohnung: „O du, lieblichste Schwester unseres Geschlechtes, du redest von diesem deinem Herrn, Meister und Vater gerade, als wäre Er keinesweges ein Bote des Allerhöchsten, sondern schnurgerade der Allerhöchste Selbst! O, wir bitten dich, so du schon eine so große Weisheit besitzest, so erläutere uns diese Sache genauer!"

02] Spricht die Chanchah: „Liebe Schwestern! über das zu reden steht mir nicht zu, sondern allein diesem meinem Herrn und Vater! Wir aber sind ohnehin nicht mehr ferne von eurer Wohnung, wie ich's merke; dort werdet ihr Alles vernehmen, darnach es euch verlanget, daher geduldet euch bis dahin."

03] Mit diesem Bescheide sind die Drei zufrieden, und treten mit uns den Weg weiter zur nahen Wohnung an. Wir gelangen nun an die Umfassung des ersten Vorhofs, von welcher aus der erste Garten seinen Anfang nimmt, nach welchem natürlich terrassenartig der zweite, oder mittlere, und nach diesem endlich ein dritter und oberster, prachtvollster kommen.

04] Als die Chanchah und die Gella dieser großen Pracht, und am Ende gar des sehr großen, überprachtvollsten tempelartigen Wohngebäudes ansichtig werden, da erschrecken sie ganz über die Maßen, und sagen nach einem langen Athemholen zu den Dreien:

05] „Aber, um des Herrn willen! Solche Häuser bewohnet ihr? Da sehen wir außer Gold und den kostbarsten, riesig größten, alleredelsten Steinen ja sonst nichts! und welch' ein kühnster Bau, und welch eine künstlichste Architektur! Ja, in solchen Wohnungen mit dem vollsten Bewußtsein wohnen, daß man nicht sterben darf, so lange Einen dieses Leben freut, das muß freilich etwas überaus beseligendes sein!

06] Aber, wir sehen auch, daß es sehr schwer sein muß, darinnen ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen; denn wo es so mächtig für den Außenreiz gesorgt wird, da denkt sicher kein Mensch an eine Entbehrung, und noch viel weniger an eine Selbstverleugnung, durch die allein der unsterbliche Geist gewecket, und mit seinem Schöpfer wieder vereint werden kann!

07] O Herr, Du liebevollster Vater, hast Du an dieser äußern Pracht wohl irgend eine Freude? Siehe, Martins himmlisches Wohnhaus ist doch sicher überaus herrlich; aber im Vergleiche mit diesem Hause ist es eine wahre arme Kinderstube! Und nur diese Gärten, diese weitgedehnten und überprachtvollsten Gärten! Welch eine Fülle der unglaublichsten Kunstwerke! Nein, nein, das kann keine Welt, das muß ja ein Himmel sein!?"

01] Sprechen die drei, nicht mehr ferne von der Wohnung: »O du lieblichste Schwester unseres Geschlechtes, du redest von deinem Herrn, Meister und Vater geradeso, als wäre er keineswegs ein Bote des Allerhöchsten, sondern gerade der Allerhöchste Selbst! Oh, wir bitten dich, so du schon eine so große Weisheit besitzest, erläutere uns diese Sache genauer!«

02] Spricht Chanchah: »Liebe Schwestern, über das zu reden steht mir nicht zu, sondern allein diesem meinem Herrn und Vater! Wir aber sind ohnehin nicht mehr ferne von eurer Wohnung; dort werdet ihr alles vernehmen, darnach es euch verlangt! Daher geduldet euch bis dahin!«

03] Mit diesem Bescheid sind die drei zufrieden und treten mit uns weiter den Weg zur nahen Wohnung an. Wir gelangen nun an die Umfassung des ersten Vorhofs, von welcher aus der erste Garten seinen Anfang nimmt, nach welchem terrassenartig der zweite oder mittlere und nach diesem endlich ein dritter und oberster, prachtvollster Garten kommen.

04] Als Chanchah und Gella dieser großen Pracht und am Ende gar des sehr großen, tempelartigen Wohngebäudes ansichtig werden, erschrecken sie über die Maßen und sagen nach einem langen Atemholen zu den dreien:

05] (Chanchah und Gella:) »Aber, um des Herrn willen! Solche Häuser bewohnt ihr? Da sehen wir außer Gold und den größten, alleredelsten Steinen ja sonst nichts! Und welch ein kühnster Bau, welch eine kunstvolle Architektur! Ja, in solchen Wohnungen mit vollstem Bewußtsein wohnen, daß man nicht sterben braucht, solange einen dieses Leben freut, muß freilich etwas überaus Beseligendes sein!

06] Aber wir sehen auch, daß es sehr schwer sein muß, darin ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Denn wo so mächtig für den Außenreiz gesorgt wird, denkt sicher kein Mensch an Entbehrung, noch viel weniger an eine Selbstverleugnung, durch die allein der unsterbliche Geist geweckt und mit seinem Schöpfer wieder vereint werden kann.

07] O Herr, liebevollster Vater, hast Du an dieser äußeren Pracht wohl irgendeine Freude? Siehe, Martins himmlisches Wohnhaus ist doch sicher überaus herrlich; aber im Vergleich mit diesem Hause ist es eine wahre Armesünderstube! Und diese Gärten, diese weitgedehnten und prachtvollsten Gärten! Welch eine Fülle der unglaublichsten Kunstwerke! Nein das kann keine Welt, das muß ja ein Himmel sein!«

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