Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 01, Kapitel 186
Pharisäer erklären Jesu Rede und Taten als Teufelswerk und verlangen Zeichen. Jesus betitelt sie als Otterngezücht und Natternbrut. Wann Befreiung von Besessenheit nicht gelingt; Rückkehr vertriebener böser Geister. 01] Sagen die Pharisäer: »Das ist nicht unsere Frucht; das ist die Frucht solcher Landstreicher, wie du einer bist, die von Zeit zu Zeit kommen von aller Welt her in der Gestalt von allerlei Künstlern und Zauberern. In unserem Angesichte üben sie wohl ihre elende Kunst aus; zur Nachtzeit aber machen sie Proselyten für die heidnische Philosophie und haben eine mächtige Beredsamkeit, um uns und den Tempel samt dessen von Gott gegebenen Verordnungen bis auf das grauenhafteste zu verdächtigen! Siehe, solcher Individuen Frucht sind dann solche Heidenjuden, wie sie hier zu Jesaija zu Hause sind! Wir redeten allzeit Wahres und Gutes zum Volke und lehrten es nach Moses recht und gerecht. Aber wenn Beelzebub durch Individuen deiner Art das Volk von uns abwendig macht, können wir da etwas dafür?! Wir sind also kein schlechter Baum deshalb, wenn Satan auf unseren Ästen die Früchte verdirbt und faul macht. Unsere Lehre und Rede ist gut; aber deine Rede und Taten rühren vom Obersten der Teufel her und verführen das leichtgläubige Volk! Daher sollte man dich samt deinem Anhange steinigen und töten!«
02] Als die ergrimmten Pharisäer solche Worte redeten, da fing das Volk zu murren an und machte Miene, sich an den Pharisäern zu vergreifen.
03] Ich aber sagte zum Volke: »lasst das! Es ist genug, dass diese Argen für die Ewigkeit geschlagen sind; darum sollen sie jetzt verschont sein! Aber sie sollen nun von Mir ihr wohlverdientes Zeugnis vernehmen!«
04] Sagt das Volk: »Ja, Herr, wir bitten Dich darum, sage Du diesen Wichten, wer und was sie ganz eigentlich sind!«
- Matthäus.12,34] Ihr a Otterngezücht, wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? b Wessen das Herz voll ist, davon geht der Mund über. (a Matthäus.03,07; b = Lukas.06,45 ⇒ jl.ev01.186,05a; 34-45: jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20; jl.him3.174)
05a] Ich wende Mich nun wieder zu den Pharisäern und sage in einem ganz vollernsten Ton: a »O ihr Otterngezüchte! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr doch durchaus böse seid in eurem Herzen?! b Wessen aber das Herz voll ist, davon geht der Mund über. (a Matthäus.03,07; b = Lukas.06,45 ⇒ jl.ev01.186,05a; 34-45: jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20; jl.him3.174) )
05b] a Ein guter Mensch bringt allzeit Gutes hervor aus dem guten Schatze seines Herzens; und ein böser Mensch aber bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatze! (a Matthäus.12,35*; = Lukas.06,45; ⇒ jl.ev01.186,05b*; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20)
- Matthäus.12,35] a Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz. (a = Lukas.06,45; ⇒ jl.ev01.186,05b*; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20)
- Matthäus.12,36] Ich sage euch aber, dass die a Menschen Rechenschaft geben müssen am jüngsten Tage von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben. (a Jakobus.03,06; Judas.15; ⇒ jl.ev01.186,05c*; jl.ev06.076,21; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20 jl.gso1.083,02-04)
05c] a Ich sage euch aber, dass die Menschen einst werden Rechenschaft geben müssen von jedem bösen und unnützen Worte, das sie geredet, am Tage des jüngsten Gerichts! (a Matthäus.12,36*; Jakobus.03,06; Judas.15; ⇒ jl.ev01.186,05c*; jl.ev06.076,21; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20 jl.gso1.083,02-04)
- Matthäus.12,37] a Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden. (a Hiob.15,06; Lukas.19,22; ⇒ jl.ev01.186,05d*; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20)
05d] a Es wird also sein, wie es im Buche Hiob geschrieben steht: 'Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt und aus deinen Worten wirst du verdammt werden! (aMatthäus.12,37; Lukas.19,22; ⇒ jl.ev01.186,05d*; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20)
06] Ich habe euch ehedem gezeigt, warum Ich hierher also wie auch andernorts hinkam; aber der böse Sinn eures Herzens mag das nicht annehmen und noch weniger fassen, auf dass ihr frei und selig werden mögt!
07] Für all das Gute, das Ich euch tue unentgeltlich, wollt ihr Mich steinigen und töten! a O ihr Otterngezüchte, ihr Natternbrut! Wohl ist jedes arge Zeugnis wahr, das euch die Propheten zum voraus gaben, ja nur zu wahr! Mit toter Zeremonie und b mit den puren Lippen ehrt ihr Gott; aber euer Herz ist ferne von Ihm!« (a Matthäus.12,34; b Jesaja.29,13; Matthäus.15,18)
Zeichenforderung der Pharisäer (Matthäus.12,38; Markus.08,11-12; Lukas.11,29-32)
- Matthäus.12,38] a Da fingen einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern an und sprachen zu ihm: »Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen.« (a = Markus.08,11; = Lukas.11,29; Matthäus.16,01; ⇒ jl.ev01.186,08*; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20)
08] a Es waren aber einige unter den Pharisäern und Schriftgelehrten, denen Meine Rede ein wenig zu Herzen ging. Diese machten ein etwas menschliches Gesicht und sprachen: »Meister, wir können deine Lehre nicht völlig verachten; wir aber waren gestern wie auch heute verhindert, das mit eigenen Augen zu schauen, was und wie du deine Wundertaten gewirkt hast. Wirke noch ein solches Zeichen; wir möchten gerne eines sehen! Vielleicht genügt es unserem Verstande, und wir können uns dann am Ende selbst an deine Lehre binden!« (a Matthäus.12,38*; = Markus.08,11; = Lukas.11,29; Matthäus.16,01; ⇒ jl.ev01.186,08*; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20) )
- Matthäus.12,39] a Und er antwortete und sprach zu ihnen: »Diese böse und ehebrecherische Art sucht ein Zeichen, aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden, denn das b Zeichen des Propheten Jonas. (a = Markus.08,12; = Lukas.11,29; Matthäus.16,04; b Jona.02,01; ⇒ jl.ev01.186,09a*; jl.ev06.154,14; jl.ev06.178,05; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20)
09a] a Ich aber wandte mich ans Volk und redete also: »Diese böse und ehebrecherische Art sucht ein Zeichen! Aber es soll ihr kein anderes Zeichen gegeben werden, denn dereinst das b Zeichen des Propheten Jonas! (a Matthäus.12,39*; = Markus.08,12; = Lukas.11,29; Matthäus.16,04; b Jona.02,01; ⇒ jl.ev01.186,09a*; jl.ev06.154,14; jl.ev06.178,05; jl.ev11.239; jl.ev11.257; jl.ev11.309; jl.schr.019,20) )
09b] a Denn gleichwie Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauche eines Walfisches war, also wird auch des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte b in der Mitte der Erde sein.« (Die Mitte der Erde bezeichnet hier vorerst das Grab; geistig aber zeigt es an, dass die Seele des Menschensohnes hinabgehen wird zu den gefangenen Seelen der Verstorbenen und wird sie daselbst frei machen.) (aJona.02,01; b Epheser.04,09; 1. Petrus.03,19; jl.gso2.116,06) )
- Matthäus.12,40] Denn gleich wie a Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauch des Walfisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte b mitten in der Erde sein. (a Jona.02,01; b Epheser.04,09; 1. Petrus.03,19; ⇒ jl.ev01.186,09b*; jl.gso2.116,06)
10] Da sahen die Pharisäer einander an und sprachen: »Was ist das, was will er tun? Wie wird er in der Erde Mitte kommen? Wo ist die? Ist sie nicht überall und eigentlich doch nirgends! Wer weiß es denn, wie groß die Erde und wo ihre Mitte ist? Der Mensch ist irrsinnig, oder es will ein böser Geist sich seiner bemächtigen! Denn man sagt, dass jeder Mensch, bevor er irre wird, verschiedene Wunder verrichten kann. Was will er mit Jonas sich vergleichen, der zu Ninive gepredigt hat?!«
- Matthäus.12,41] a Die Leute von Ninive werden auftreten am Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn b sie taten Buße nach der Predigt des Jonas. Und siehe, hier ist mehr als Jonas. (a = Lukas.11,32; b Jona.03,05; ⇒ jl.ev01.186,11a*)
11a] Sage Ich abermals wie zum Volke: »Ja, ja, a die Leute von Ninive werden auch aufstehen mit diesem Geschlechte am Tage des jüngsten Gerichtes und werden es verdammen; b denn sie taten Buße nach der Predigt des Jonas. Und seht, hier ist mehr denn Jonas! (a Matthäus.12,41*; = Lukas.11,32; b Jona.03,05)
- Matthäus.12,42] a Die Königin vom Mittag wird auftreten am Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn b sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo. (a = Lukas.11,31; b 1. Könige.10,01-10; ⇒ jl.ev01.186,11b*; jl.ev11.239; jl.ev11.241)
11b] a Also wird auch die Königin vom Mittage einst am jüngsten Tage jenseits auftreten mit diesem Geschlechte und wird es verdammen! Denn b sie (Semiramis) kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören, und seht, hier ist mehr denn Salomo!« (a Matthäus.12,42*; = Lukas.11,31; b 1. Könige.10,01-10; jl.ev11.239; jl.ev11.241)
Wann Befreiung von Besessenheit nicht gelingt; Rückkehr vertriebener böser Geister (Matthäus.12,43-45, Lukas.11,24-26)
12] Sagen die Pharisäer: »Nun, so du schon glaubst, dass wir alle rein des Teufels sind, und dass uns alles verdammen wird am jüngsten Tage, so treibe von uns die Teufel aus, also wie du es gestern mit dem Blinden und Stummen gemacht hast, und wir werden dich dann ja auch ebensogut loben können wie der von dir Geheilte!«
13] Sie redeten aber also nicht darum, als hätten sie einen Ernst, von ihren vielen bösen Geistern los zu werden, mit denen sie schon völlig eins waren, sondern nur um irgendeine Sache wider Mich zu erhaschen. Denn so ein arger Geist im Menschen einmal alles sich zinsbar und dienlich gemacht hat, dann äußert er sich nicht auf eine bemerkbare Art, sondern er tut dann ganz klug nach weltlicher Weise, dass ein jeder glauben muß, solch ein Mensch sei nicht besessen, während er doch ärger besessen ist denn ein anderer, der von irgendeinem argen Geiste noch so gequält wird, weil er im Hause nicht Herr werden kann.
14a] Darum sage Ich denn auch zu den Pharisäern und Schriftgelehrten: »Das kann bei euch aus mehrfachem Grunde nicht mehr bewirkt werden; denn die bösen Geister in euch sind schon lange mit eurer Seele vollkommen eins geworden und machen nun in aller Fülle euer höchst eigenes böses, ehebrecherisches Leben aus. Werde Ich sie euch nehmen, so würde Ich damit euch auch euer Leben nehmen; würde Ich euch aber möglicherweise das eigentliche erste Leben erhalten, so würde euch solches doch nichts mehr nützen, indem nun eure ganze Natur durch und durch verteufelt ist!
- Matthäus.12,43] a Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. (a = Lukas.11,24; ⇒ jl.ev01.186,14b*; jl.him1.032; jl.gso2.116,08 ff.)
14b] a Denn wenn der unreine Geist durch Meine Macht von solchen Menschen auch ausfährt, so durchwandelt er für ihn dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. (Das heißt, der Teufel versucht tugendhafte Menschen und pochet an; aber es wird ihm nicht aufgetan, und das sind für ihn und seine Zwecke dürre Stätten und Wüsten, in denen für ihn kein Kräutel wächst.) (a Matthäus.12,43*; = Lukas.11,24; jl.him1.032; jl.gso2.116,08 ff.)
- Matthäus.12,44] a Da spricht er dann: »Ich will wieder zurückkehren in mein Haus, aus dem ich fortgegangen bin.« Und wenn er kommt, so findet er es leer, gekehrt und geschmückt. (a = Lukas.11,24-25; ⇒ jl.ev01.186,14c*; jl.him1.032; jl.gso2.116,08 ff.)
14c] a Da spricht er dann bei sich selbst: 'Ich will wieder umkehren in mein altes Haus; denn auf den Steppen und Wüsten gibt es für mich keine Ruhestätte, und in die Häuser, die ohnehin schon Bewohner meiner Art in Menge haben, werde ich nicht hineingelassen.' Wenn auf solch eine Vernahme dann der Teufel zu seinem früheren Hause kommt, so findet er es natürlich müßig (leer), gekehrt und geschmückt. (a Matthäus.12,44*; = Lukas.11,24-25; jl.him1.032; jl.gso2.116,08 ff.)
- Matthäus.12,45] a Dann geht er hin und nimmt mit sich sieben andre Geister, die ärger sind denn er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie darin; und b es wird mit diesem Menschen hernach ärger, als es vorher war. So wird es auch diesem argen Geschlecht gehen. (a = Lukas.11,26; b 2. Petrus.02,20; ⇒ jl.ev01.186,14d .15*; jl.him1.032; jl.gso2.116,08 ff.)
14d] a Da tritt er zurück und beruft noch sieben andere Geister, die ärger sind denn er selbst. Mit deren Hilfe dringt er dann leicht wieder in sein altes Haus, und es wohnen alle in solchem Hause, und b es wird dann mit solch einem Menschen um vieles ärger, als es früher war! (a Matthäus.12,45*; = Lukas.11,26; b 2. Petrus.02,20; jl.him1.032; jl.gso2.116,08 ff.)
15] a Und also würde es gerade dem argen Geschlechte ergehen. Darum soll es durch Mich nicht noch verdammlicher gemacht werden, als es ohnehin schon ist.« (a Matthäus.12,45*; = Lukas.11,26)
16] Als die Pharisäer solches vernehmen, werden sie nahe ganz glühend vor Zorn und hätten Mich wohl zerreißen mögen, so sie das Volk nicht gefürchtet hätten.
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