Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 32


Warum Lehre vor einem evtl. Wunder erfolgen soll. Was bei Gott 'Vater' und 'Sohn' symbolisieren.

01] Sage Ich: »Mein Freund, du hast ganz richtig geurteilt; aber eines hast du dennoch vergessen, und das besteht darin, daß bei Gott gar viele Dinge möglich sind, die die Menschen als unmöglich erachten. Siehe und zähle Meine Jünger! Es sind wenig Schulgebildete darunter; Ich aber habe sie zuerst durchs Wort geweckt und an Mich gezogen und habe sie darauf erst die vorgesagte Macht des göttlichen Wortes tatsächlich erfahren lassen. Eine Wundertat aber nach dem vorangegangenen reinen Worte ist kein Gericht mehr, sondern nur eine Bekräftigung des Wortes.

02] Aber Ich setze die Beweise dennoch nicht in die Wundertaten, die Ich verrichte, sondern in das Licht des Wortes selbst und sage: Wer völlig nach Meinem Worte leben wird, der wird es erst in sich zur lebendigen Überzeugung bringen, daß Meine Worte keine leeren Menschen-, sondern Gottesworte sind!

03] Wahrlich, wer in seinem Herzen nicht diesen nun ausgesprochenen Beweis überkommen wird, dem werden alle andern Beweise wenig oder nichts nützen! Denn Meine Worte sind selbst Licht, Wahrheit und Leben.

04] Wer daher Mein Wort hört, es annimmt und danach lebt, der hat Mich Selbst in sich aufgenommen; wer aber Mich aufnimmt, der nimmt auch Den auf, der Mich in die Welt gesandt hat, aber dennochvollkommen eins ist mit Mir. Denn was Ich will, das will auch Er! Und Er ist kein anderer denn Ich und Ich kein anderer denn Er bis auf die Haut, die uns beide umgibt. In wem aber, wie in Mir, Liebe und Weisheit in einem Herzen wohnen, der ist wie Ich und Der, der Mich in diese Welt gesandt hat zur Heilung und Beseligung aller, die an den Sohn des Menschen glauben werden! - Verstehet ihr das?« (Matthäus.10,40; Johannes.13,20; b Johannes.10,30)

05] Sagen viele: »Ja, Herr!«; aber einige sagen: »Herr, dies ist zum ersten Male eine etwas harte Lehre, und wir fassen ihren Sinn kaum. Wie kannst Du und Dein Wort ein und dasselbe sein?«

06] Sage Ich: »Wenn ihr das nicht zu fassen vermöget, was so klar wie die Sonne des Mittags vor euch leuchtet, wie werdet ihr dann Größeres fassen? Wenn ihr das Irdische nicht begreift, wie werdet ihr dann Himmlisches fassen? - Was und wer ist denn der Vater? Sehet und vernehmet: Die ewige Liebe in Gott ist der Vater! - Was und wer ist denn der Sohn? Was aus dem Feuer der Liebe hervorgeht, das Licht, welches da ist die Weisheit in Gott! Wie aber Liebe und Weisheit eines ist, so sind auch Vater und Sohn eins!

07] Wo ist denn jemand unter euch, der in sich nicht hätte irgendeine Liebe und nicht irgendeinen entsprechenden Grad Verstandes? Ist er aber darum zweifach in seinem Wesen? Oder so da brennt eine Lampe mit einer hellen Flamme, die doch sicher Feuer ist, muß er denn überall eine Flamme anzünden, wo er in der Nacht in einem und demselben Zimmer etwas sehen will? Oder beleuchtet nicht eine helle Flamme dasselbe eine Zimmer so gut, daß man im ganzen Zimmer hell genug hat? Geht denn nicht das Licht von der Flamme, die ein Feuer ist, aus? Und weil es von der Flamme ausgeht, ist es darum etwas anderes als die leuchtende Flamme selbst? - O ihr Blinden! So ganz natürliche Dinge vermöget ihr nicht zusammenzubringen, - wie wollt ihr hernach Himmlisches begreifen?

08] Darum, wer aus euch an Mir sich irgend ärgert, der ziehe heim und tue und glaube, was ihn gut und recht dünkt! Denn dereinst wird jeder seines Glaubens leben, und die Taten, die er nach dem Glauben aus seiner Liebe verrichtet hat, werden seine Richter sein!

09] Denn Ich werde niemanden richten, sondern jedes Menschen Richter wird seine eigene Liebe sein - nach diesem Meinem Worte, das Ich nun zu euch geredet habe!«

10] Nach dieser Erklärung treten die, welche früher Meine Rede nicht verstanden haben, zu Mir und bitten Mich, daß sie bleiben dürfen; denn es finge nun bei ihnen an, schon heller zu werden, und sie würden sich alle Mühe geben, Mein Wort klarer zu verstehen, als es bisher der Fall gewesen sei!

11] Und Ich sage: »Habe Ich euch doch nie fortgeschafft, sondern nur den Rat erteilt allen, die sich an Mir ärgern möchten, daß sie um ihres Heiles willen lieber gehen sollten, als sich etwa noch fürderhin zu ärgern! Da Ich euch sonach nicht fortgeschafft habe, warum solltet ihr nicht bleiben dürfen? Bleibet, so ihr ärgerlosen Herzens seid!« - Nach solchem Bescheide treten sie zurück und sind damit ganz zufrieden.


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