Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 154


Jesu Heilwunder in der Herberge Ebahls in Genezareth. Wahrer Dank.

01] Als wir im Hause Ebahls ankamen, da kamen sogleich die Knechte und Diener des Hauses und sagten, daß in der Herberge etwa bei hundert Kranke angelangt seien und gefragt haben nach dem Herrn und Heilande Jesus von Nazareth.

02] Sage Ich zu den Knechten: »Gehet hin und saget es ihnen, daß sie sich nun ohne Rücksicht auf den Sabbat nur ganz ruhig und wohlgemut nach Hause begeben sollen; denn ihr Glaube an die Kraft Meines Wortes hat ihnen geholfen!«

03] Mit dem entfernten sich die Knechte, gingen zu den Kranken in der Herberge und staunten nicht wenig, als sie keinen Kranken mehr fanden; denn alle, die da krank waren, wurden in ein und demselben Augenblick gesund, ohne Rücksicht, ob sie Juden oder Heiden waren. Als die Knechte zu ihnen traten, hörten sie nichts als nur einen Lobgesang für die wiedererlangte Gesundheit ihres Leibes, und die Geheilten verlangten Mich zu sehen!

04] Die Knechte aber sagten: »Es steht uns nicht zu, euch solches zu gestatten; aber wir wollen einen Boten hinsenden. So Er es gestattet, da möget ihr hinziehen und Ihm sehen und sprechen; gestattet Er es aber nicht, so möget ihr euch nach Seinem Worte ganz ruhig und wohlgemut von hier entfernen, - denn Er ist nicht immer in der Verfassung, Besuche anzunehmen und noch weniger mit Sich reden zu lassen.« - Mit dem kommt ein Knecht zu Mir und fragt Mich darum.

05] Ich aber sage: »Ich habe es euch ja gesagt, daß sie alle ruhig und wohlgemut nach Hause ziehen sollen, und so bleibe es dabei! Was sie suchten, haben sie erreicht, und für etwas Höheres haben sie weder Sinn noch einen zureichenden Verstand, und so lasset sie denn nach Hause ziehen!«

06] Mit diesem Bescheide kehrt der Bote wieder zurück und sagt den Genesenen das. Diese aber sagen: »Dem man eine Ehre und Lob darbringen will, da ist es ungeschickt, voraus zu fragen! Man ziehe hin und bringe ihm aller Wahrheit und Schicklichkeit gemäß das ihm gebührende Lob und den gebührenden Dank, und man wird gut entlassen werden! Gehen wir darum nur ganz mutig hin, und er wird uns, da wir in der besten Absicht der Welt zu ihm kommen, den Zutritt nicht verwehren!«

07] Mit diesen Worten begeben sich nun alle zu Mir ins Haus. Sie pochen an die Tür unseres großen Speisezimmers, aber niemand sagt: »Kommet herein!« Aber sie pochen zu wiederholten Malen, und Ich sage zum Ebahl: »Laß sie herein ihres zudringlichen Glaubens wegen!« - Und Ebahl ging und tat ihnen die Tür auf, und sie traten ins Zimmer, soviel ihrer Platz hatten, und fingen an, Mich allda laut zu preisen, und sprachen ihren Dank aus.

08] Ich aber hieß sie schweigen und sagte zu ihnen: »Ein Lob des Mundes und ein Dank der Lippen hat keinen Wort bei Gott, also auch bei Mir nicht! Der sich Mir nahen will, der nahe sich Mir mit seinem Herzen, so werde Ich ihn ansehen; aber ein leeres Geplärr des Mundes, bei dem das Herz weder etwas denkt und noch weniger etwas fühlt, ist vor Meinen Augen das, was da ist ein faules Aas vor den Nüstern der Nase. Was ihr suchtet, das ward euch zuteil; etwas anderes kennet ihr nicht, und euer leeres Lob behagt Mir nicht! Darum begebet euch nach Hause, und machet diesem Hause keine Ungelegenheiten! Hütet euch aber vor der Unzucht, Hurerei, vor Fraß und Völlerei, - sonst fallet ihr ehest wieder in noch ärgere Krankheiten, als von welchen ihr bis jetzt behaftet und geplagt waret!«

09] Diese Worte gingen den Genesenen zu Herzen, und sie fragten sich untereinander, wie Ich das habe wissen können, daß sie ihre Krankheit zumeist ihrer Geilheit zu verdanken hätten. Es überfiel sie eine Furcht vor Mir, da sie sich zu denken begannen: >Er kann noch mehr von unseren eben nicht sehr löblichen Handlungen ans Tageslicht bringen! Wir gehen darum!< Darauf verließen sie das Zimmer und begaben sich dahin, von wannen sie gekommen waren.

10] Dies fiel dem Hauptmann auf, und er fragte Mich und sagte: »Wie ist das, daß diese nun sich so plötzlich verloren haben? Du hattest kaum ihrer Sünden gedacht, und es trieb sie solches wie mit einer großen Gewalt zur Tür hinaus!«

11] Sage Ich: »Das sind so rechte Hurenhelden! Sie treiben Unzucht aller Art, und ein Ehebruch ist bei ihnen eine schon ganz gewöhnliche Sache geworden; bei ihnen sind die Weiber kommun (Gemeingut), und eine Jungfrau zu notzüchtigen, ist bei ihnen ein purer Lebensscherz! Aber unter ihnen gibt es auch Knabenschänder und solche, die mit Mägden auf eine unnatürliche, stumme sodomitische Art sich belustigen, weil sie sich dadurch vor bösen Ansteckungen verwahren wollen, aber deshalb in andere, noch schlimmere Krankheiten verfallen. Darum denn habe Ich diese Menschen so hart empfangen und entlassen; denn diese kann nur ein hartes Wort noch zu irgendeiner Besserung bringen.«

12] Sagt der Hauptmann: »Von welcher Gegend sind sie denn her?«

13] Sage Ich: »Aus der Gegend der Gadarener. Mehr gen Abend hin sind ein paar Flecken und vier Dörfer. Die Bewohner sind ein Gemisch von Juden, Ägyptern, Griechen und Römern. Sie haben wenig - und eigentlich gar keine Religion, und ihr Gewerbe besteht zumeist im Züchten der Schweine und dem Handel damit nach Griechenland und Europa, wo dieser Tiere Fleisch gegessen und ihr Fett als eine Würze der Speisen genossen wird. Es sind daher dies schon dem Gewerbe nach pur unlautere Menschen; aber ihre äußere Unlauterkeit wäre eben keine Sünde, so sie nicht in ihrem Tun und Lassen selbst um vieles ärger denn ihre Schweine wären. Ihr Tun und Lassen stellt sie tief unter die Schweine, und es wird mit ihnen schwer etwas auszurichten sein!«

14] Sagt der Hauptmann: »Nun, es ist sehr gut, daß ich das weiß. Jene Gemeinden stehen noch unter mir, und ich werde es sicher nicht ermangeln lassen, diesen Menschen einen Sittenwächter hinzustellen, der sie selbst bei der geringsten Ungebührlichkeit ganz gehörig auf die Finger zu klopfen verstehen wird, nach der gegebenen Instruktion. Na, wartet, euer geiles Leben soll euch schon morgen auf eine Art verleidet werden, daß es euch nimmer gelüsten soll, unreinste Begierden in dem Herzen aufkommen zu lassen und darauf denselben gewissenlos zu frönen!

15] Herr, ich bin zwar nur ein Mensch, habe es aber durch mein stets in Sachen der Regierung geschäftiges Leben dahin gebracht und habe es nur zu vielfach erfahren, um nun klar einzusehen, daß es für den gemeinen Menschen am allerbesten ist, so er mit einem ehernen Zepter regiert und dann und wann mit Ruten zum Guten gepeitscht wird. Wo das in einem großen Menschenvereine nicht der Fall ist, da geht ehestens alles aus den Fugen!«

16] Sage Ich: »Ja, ja, hier hast du recht, - aber nur in der dir angezeigten Gemeinde; wirst du aber allenthalben das von dir Vorgestellte anwenden, so wirst du mehr Schaden als Nutzen anrichten! Die Arznei muß sich stets nach der Krankheit richten, und nicht umgekehrt. Aber, wie gesagt, bei der angezeigten Gemeinde wird sie, das ist deine Arznei, wenigstens das Gute bezwecken, daß diesen Menschen ihre Geilheit sehr verleidet wird. Aber die Zuchtrute muß nicht in der Hand des Zornes, sondern in der Hand der wahren Liebe geführt werden!«


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