Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 195


Wie aus Materie Geistiges wird. Materialisation und Dematerialisation.

01] Sagt Josoe: »Du sollst daraus lernen, daß in den Himmel nichts Materielles eingehen kann, also, wie dieser Engel jede materielle Speise vor dem ins Geistige auflöst und von ihr dann nur das Reingeistige aufnimmt. Der Jüngling ist ein reinster Geistmensch aus den Himmeln und stellt sonach auch den Himmel in kleinster Gestaltung vor; die Speisen aber stellen uns Weltmenschen dar, die wir jetzt noch begraben sind in unserer Materie. Diese ist zwar nun auch wie diese Speisen schon recht gut zubereitet worden am Feuerherde dieses großen Meisters, der uns solches gelehrt hat und Sich nun noch leiblich unter uns befindet, - aber dennoch können wir mit diesen unseren Leibern nicht in das Himmelreich eingehen.

02] Wenn wir aber von Gott aus berufen werden, diese Welt zu verlassen, dann wird zuvor ein Engel Gottes mit uns ebenfalls machen, wie dieser nun tut mit der Speise, das heißt, er wird in einem Augenblick alles dem Geiste Angehörige aus der Materie frei machen, die Materie der vollen Auflösung übergeben, die Seele aber und ihren Lebensgeist, sowie alles, was in der Materie der Seele angehört, in vollkommenster Menschengestalt vereinigend in die reine Welt der Geister hinüberführen nach dem ewigen, unwandelbarsten Willen Gottes! - Siehe, das ist es, was du aus dem dir sonderbar vorkommenden Essen des mächtigen Himmelsjünglings lernen kannst und sollst!«

03] Sagt Markus, ganz erstaunt über die Weisheit des Josoe: »Ich habe schon früher einmal bemerkt, daß du ein bei weitem über dein Alter hinaus weiser Junge bist; aber für so weise hätte ich dich nicht gehalten! Du hast mir eine überaus wichtige Lehre gegeben, für die ich dir allzeit überaus dankbar verbleiben werde; aber weißt du, des Menschen Wissensdurst wird immer stärker, je mehr er weiß, und so juckt es mich nun, auch noch über deine Lehre hinaus zu erfahren, wie denn solch eine Auflösung der Materie bewirkt wird!«

04] Sagt Josoe: »Freund, es ist zwar nicht gut wenn der Mensch gar zuviel weiß; aber das kannst du dir ja wohl merken! Sieh, die Materie ist eigentlich nichts anderes als durch den allmächtigen Willen Gottes fixiertes (festgehaltenes) Geist. 05] Will also Gott irgend die Materie auflösen, so wird diese von solch einem allmächtigen Gotteswillen in der Gestalt eines Menschen ergriffen, das Fixum oder Bindegericht wird aufgehoben, und alle Materie verschwindet augenblicklich aus dem Dasein, geht in ihr urgeistiges Element über und bleibt dann entsprechend das, was sie ursprünglich war, nur veredelt und vervollkommnet.

06] Zahllose früher vereinzelt gewesene Kräfte werden vereinigt zu einem großen, vollkommenen Individuum, und das wird sein ein vollendeter Menschgeist nach dem Willen Gottes ewig! - Hast du solches verstanden?«

07] Sagt Markus: »Jawohl, verstanden habe ich es wohl, aber nun frage ich dich um nichts mehr, denn deine Weisheit ist zu schwindelnd hoch über meinem Naturverstande! Aber was ich hören möchte, das wäre: dich reden hören mit dem dir gleich weisen Mädchen Jarah; das müßte ein wahrer geistiger Hochgenuß sein, wie man in den Himmeln kaum einen bessern je wird haben können!«

08] Sagt Josoe: »Siehe, das ist nun schon etwas eitel von dir! - Da siehst du zwei volle Becher Wein! Wäre es wohl klug, so man den einen vollen in den andern vollen überschütten möchte? Würde bei solch einer Arbeit nicht der edle Wein für nichts und wieder nichts auf den Boden verschüttet werden? Wozu wäre so etwas dann gut? Was ich weiß, das weiß sicher auch das Mägdlein, und es könnte somit weder ich von ihr, noch sie von mir irgend etwas lernen! Daher werden wir uns solche Mühe wohl ersparen. Rede lieber du mit dem herrlichen Kinde Gottes! Du und deine Tochter, dein Weib und deine Söhne werden recht vieles von ihr zu erlernen imstande sein; denn bis jetzt hat auf dieser Erde noch nie irgendeine Maid, von Gott aus bestimmt, solche Erfahrungen gemacht, wie eben dieses Mädchen. Es weiß unaussprechlich vieles, was außer dem Herrn kein Mensch auf der ganzen, großen Erde weiß und irgend kennt. - Verstehst du solches?«


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