Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 191


Das Feuerwunder des Johannes.

01] Sagt Johannes: ”Seht, - also!“

02] Johannes sprach bloß: ”Es brenne dieses Holz auf dem Herde hier und in den andern Hütten!“, und im Augenblicke brannten die Feuer in den Hütten lichterloh.

03] Da schlugen die beiden ihre Hände vor Verwunderung über dem Haupte zusammen und sagten: ”Nein, das kann nur einem Gotte möglich sein! Wir haben wohl schon von den Magiern mittels der Händereibung Feuer erzeugen sehen, aber bloß durchs Wort noch nie! Du müßtest nur irgendein geheimes Pulver haben, mit dem du in echt magischer Schnelle das Holz bestreutest, was aber ich und auch jemand anders nicht bemerkt hat, und das Pulver müßte in Berührung mit dem Holze sich dann bald entzünden; die alten Ägypter sollen ein solches Pulver gehabt haben? Ansonst ist das ein reinstes, allerunbegreiflichstes Wunder!“

04] Sagte Johannes: ”Mit dem gewissen Pulver ließe sich diese Sache naturgemäß noch am besten erklären; aber ich war so frei und habe dieser Not nun unter einem in allen euren Hütten abgeholfen, wie ihr euch sogleich überzeugen werdet, - und so möchte es mit dem gewissen ägyptischen Feuerpulver nun hier wohl seine sehr geweisten Wege haben!“

05] Als Johannes solches kaum ausgeredet hatte, kamen die Nachbarn schon teils mit Angst und teils mit Freuden herbeigeeilt und erzählten hastig, was in ihren Hütten geschehen sei.

06] Allein Aziona beruhigte sie und sagte: ”Kehrt nur ganz ruhig und getrost in eure Hütten zurück; denn wir wissen es schon, was euch begegnet ist!“

07] Auf das eilten die Nachrichtbringer nach Hause und bereiteten sich auch ihr spärliches Mahl.

08] Es sagte aber nun auch Hiram: ”Ja, meine lieben und wunderlichen Freunde, nun werde ich mich auch auf eine kurze Zeit nach Hause begeben, um meine sicher schon gesottenen Fische ohne Salz und sonstige Würze zu verzehren; dann aber werde ich sogleich wieder zu eurem Dienste dasein!“

09] Sagte Johannes: ”Bleibe du hier und sei mit dem Hause Azionas unser Gast!“

10] Sagte Hiram: ”Edelster Freund, das wäre mehr denn viel zuviel von eurer mir stets mehr unbegreiflichen Güte! Ich aber muß für euch ja doch auch für ein Nachtlager sorgen, und so ist es doch notwendig, daß ich ein wenig nach Hause gehe und in meiner Hütte wenigstens für einen von euch, wegen der Beschränktheit des Raumes, ein ersprießliches Nachtlager herrichte!“

11] Sagte Johannes: ”Auch das ist nicht vonnöten, denn unser Schiff, auf dem wir alle ganz gut übernachten können, ist dafür schon eingerichtet; vielleicht aber bleiben wir gewohntermaßen die ganze Nacht über gar im Freien unter dem Baume auf dem schönen Rasen, und so hast du dich um nichts Weiteres mehr zu kümmern.“

12] Sagte Hiram: ”Ja, wenn so, da bleibe ich freilich wohl gleich und ohne weiteres hier! Nur das einzige etwas Unangenehme dieser Gegend, besonders zur Nachtzeit, ist der große Überfluß an allerlei bösen Schnaken und andern fliegenden Insekten; dann gibt es hier auch eine große Menge Nattern, die sich zur Nachtzeit aus ihren Löchern ins Freie machen und uns oft sehr belästigen. Es gibt hier freilich auch eine große Menge Störche und Kraniche, welche da scharenweise angeflogen kommen und da ihre sehr ergiebige Mahlzeit halten; aber dessenungeachtet vermehrt sich das Geschmeiß so zusehends, daß es allabendlich noch zur Sättigung für gut zehnmal soviel Störche und Kraniche ausreichte. Aus dem Grunde ist hier das Übernachten im Freien immerhin eine eben nicht zu angenehme Sache. Ich wäre dafür, lieber auf dem Schiffe die Nacht zuzubringen, wo man sich in den Kammern weder vor den Insekten noch den Schnaken und noch weniger vor den Nattern in acht zu nehmen braucht!“

13] Sagte Johannes: ”Seid wegen all dem ganz unbesorgt; denn weder das eine noch das andere soll euch heute, noch fernerhin je mehr belästigen!“

14] Mit dem verließ Johannes die Hütte und kam wieder zu uns und wollte Mir erzählen, was nun alles vor sich gegangen sei.

15] Ich aber belobte ihn und sagte: ”Alles war für diese Leute ganz in der besten Ordnung aus Mir! Aber Ich sage euch nun etwas anderes!“



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