Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 217. Kapitel: Gottes Absicht mit den Menschen.

01] (Der Herr:) »Sagte darauf Ich: "Freund, du bist ein wenig aufgeregt, weil Ich ehedem euch allen die Wahrheit über die Bestimmung der Menschen vorgetragen habe; aber es macht das eben nichts! Ich habe solche Zweifelsklippen in dir gesehen und wollte, daß du dich ihrer offen entäußern sollst; darum mußte Joseph denn auch mit einem solchen Thema kommen, das dir die Zunge am rechten Flecke löste. Du hast auch ganz gut geredet und deine Zweifel und Bemängelung der Menschennatur vorgebracht. Nun aber ist die Reihe an Mich gekommen, und Ich kann dir darüber etwas ganz anderes sagen, als was du dir über die Sache denkst, die nun unter euch verhandelt worden ist.

02] Sieh, wenn Gott die Menschen nur für diese Erde erschaffen hätte, dann wäre es wohl eine sonderbare Liebhaberei von Seiner Seite, in einem fort zu erschaffen und es dann wieder zu zerstören; aber weil Er die Menschen für ein höheres und ewiges Leben erschaffen hat und sie nur so lange auf dieser Erde bestehen läßt, bis sie die nötigste Willensfreiheitsprobe oder mindestens den Durchgang durchs Fleisch gemacht haben, so ist das eine wahre und lebendige Liebhaberei Gottes zu Seinen Menschen, daß Er sie auf dieser Jammerwelt nur so lange im Fleisch erhält, als es eben für einen oder den andern Menschen höchst nötig ist! Verläßt der eigentliche Mensch diese Erde, so wird er jenseits schon in solche Schulhäuser geführt werden, die geeignet sind, um zur höheren und wahrsten Lebensvollendung zu gelangen. Da wird er dann schon auch über die Genesis (Schöpfungsgeschichte) der ersten Menschen der Erde eine wahre Aufklärung bekommen.

03] So mancher aber wird auch schon, der Mitmenschen wegen, auf dieser Erde gleich Mir vollendet werden, aber nur auf dem alleinigen Wege der wahren Gottesverehrung, die Ich euch ehedem gezeigt habe, als ihr berietet, Mir eine göttliche Verehrung zu erweisen.

04] Damit du aber fortan nicht mehr zweifelst über das bestimmte Leben der Seele nach des Leibes Tode, so werde Ich dir die Augen der Seele eine Zeitlang auftun, und du wirst uns dann kundtun, was du alles geschaut hast. Aber Ich will dir das auch nur tun, wenn du das willst."

05] Sagte der Ratsherr: "Ja, ich möchte das! Und tue du mir das!"

06] Hierauf rief Mich unser Joseph beiseite und sagte geheim zu Mir: "Höre, du mein liebster Sohn des Allerhöchsten, mache es mit den hohen Römern nicht zu bunt; denn es kommt mir immer vor, als verstünden sie für längerhin deine Sache falsch! Der hohe Ratsherr hat ehedem das so ziemlich zu verstehen gegeben, obschon er anfangs dafür war, dir eine göttliche Verehrung zu erweisen."

07] Sagte Ich: "Sei du darob ganz unbesorgt! Die Erscheinung, die Ich für ihn nun werde kommen lassen, die wird ihn schon eines ganz anderen Sinnes zeihen (machen)!"

08] Sagte Joseph: "Tue du denn, was dir gut dünkt!"

09] Hierauf versetzte Ich bloß durch Meinen innern und nicht laut ausgesprochenen Willen den Ratsherrn in das sogenannte zweite Gesicht, und er ward sogleich umringt und umgehen von seinen vielen verstorbenen Verwandten, Freunden und Bekannten, und am Ende kam sogar Julius Cäsar auch noch zum Vorschein, worüber sich der Ratsherr überaus zu erstaunen anfing und Mich hastig fragte: "Ist das alles Wahrheit oder eine Täuschung?"

10] Sagte Ich: "Rede mit ihnen, sie werden es dir sagen; denn eine Truggestalt kann nicht reden!"«



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