Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 30. Kapitel: Die Ordnung der Entwicklung. Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi.

01] Daß es (Frankreich) aber nun sich noch pro forma zu einem Schutze von Babylon hinstellt, im Grunde bei sich doch ein Feind desselben ist, ist ja auch ganz recht; denn dadurch hält es andere noch sehr babylonisch gesinnte Staaten und ihre Gebieter ab, mit ihrer Gesamtmacht der alten Nacht wieder auf den hohen Thron zu helfen und dann ihre Völker mehr noch denn je zuvor zu knechten. Denn von einem freien, guten Willen gegen die Völker ist bei den alten Machthabern noch sehr verzweifelt wenig vorhanden. Was sie nun zugunsten der Völker tun, dazu drängen die Umstände. Könnten sie diese durch irgendein für sie günstiges Mittel sich vom Halse schaffen, so würden sie ihren Völkern gleich andere, und das sehr traurige Lieder vorzusingen anfangen, und die Menschen müßten von neuem nach den alten spanischen Inquisitionspfeifen zu tanzen anfangen, was sich sicher niemand mehr wünschen wird.

02] Alle die gegenwärtigen, noch zwischen schlecht und gut schwebenden Verhältnisse aber mit einem Schlag vernichten, hieße Länder und Völker verwüsten. Es muß darum auf dieser Welt alles seine gewisse Zeit haben und durchmachen. Bis der neue Mostwein nicht ganz gehörig ausgegoren und also durch seine eigene Tätigkeit alles Unreine von sich geschafft hat, wird er kein reiner und geistiger Wein.

03] Wer sich eine neue und gute Wohnung erbauen will, der darf die alte nicht aber auf einmal völlig zerstören, als bis er die neue Wohnung sich erbaut hat; denn zerstört er alsogleich die alte, wo wird er dann wohnen, und wer wird ihn schützen gegen allerlei Ungemach während der Zeit des Baues einer neuen Wohnung? a Es ist denn klüger, einen alten, noch so zerlumpten und verflickten Rock so lange zu tragen zur Not, bis ein neuer fertig ist, als nackt umherzugehen. Und so muß nach Meiner besten Ordnung stets eines aus dem Früheren hervorgehen, so es eine Dauer und Festigkeit haben soll. (a Matthäus.09,16Markus.02,21; = Lukas.05,36Römer.07,06;  ⇒ jl.ev01.124,01jl.ev04.100,05-06;  jl.ev06.019,05jl.ev10.028,01 .02 .04;  jl.ev10.030,03jl.him3.177)

04] In der Zeit, als Ich auf der Erde Meine Lehre den Menschen gab, da war das Heidentum nach allen Seiten hin weit über die ganze Erde ausgebreitet unter allerlei Formen und Gestaltungen, und Meine Lehre war nur ein heller Morgenstern in der großen Heidennacht. Der Morgenstern wurde bald und leicht von dem dichtesten Nachtgewölk der Heiden so gänzlich verdeckt, daß die Menschen nur hie und da mit Mühe seinen wahren Stand erraten konnten. Einige sagten: »Siehe da!«, und andere: »Siehe dort!« Und es geschah, daß sie andere Sterne für den Morgenstern ansahen und hoch verehrten. Und so hatte das damals so großmächtige Heidentum ein leichtes zu tun, um den Morgenstern mit sich zu verschmelzen und zu vereinen und sich so dem Volke, das nach dem Morgensterne fragte, von dem es häufig reden gehört hatte, als der allein rechte, alte Morgenstern darzustellen.

05] Der also umwölkte und verunstaltete Morgenstern wirkt vor dem blinden Volke auch Wunderzeichen unter dem nur veränderten Namen des Zeus in den Meinen, und das Volk war zufrieden, und das alte Heidentum blieb mit sehr geringen Abänderungen. Aber Meine Lehre blieb dennoch auch trotz aller Verfolgungen bei wenigen unversehrt und wohl erhalten. Der edle Same, der auf ein gutes Erdreich fiel, schlug gute und feste Wurzeln, trieb und trug gute Früchte, wennschon im Verborgenen, von den Blindaugen der Hure Babels unbemerkt.

06] Aus dem Morgenstern ward eine Sonne, die nun vollends aufgeht, und das Gewölk des Heidentums wird diese Sonne nimmermehr derart zu verdecken vermögen, daß selbst ein Schwachsichtiger den Tag für die Nacht halten könnte.

07] Das Licht Meines Blitzes ist mächtig geworden und wird von der Heidennacht nimmerdar verdrängt werden. Wie, das habe Ich in diesem Nota-bene klar gezeigt.

08] Und so will Ich denn dieses Heft (Heft Nr. 297 der Originalhandschriften J. Lorbers) mit dem auch schließen, daß Ich jeden Meiner Freunde in aller Meiner Liebe ermahne, dieses nicht nur zu lesen, sondern es wohl zu beherzigen und zu glauben, daß Ich es bin, der Ich Meinen Freunden solches aus Meiner freien Gnade eröffnet habe zum Troste des Herzens und zur Erleuchtung des Seelenverstandes, und dafür nichts verlange als allein eure rechte Liebe und also auch den lebendigen Glauben.

09] Wer Meinem irdisch stets armen und nun schon alten Knechte dafür etwas Besonderes tun kann und will aus Liebe zu Mir, dem werde Ich es in Kürze vielfach vergelten. Amen! Das sage Ich, der Herr, das ewige Leben und die Wahrheit.

10] Und nun im nächsten Heft wieder zur Sache des Evangeliums zurück! Einen halben Tag halten wir uns noch in Genezareth auf, dann wollen wir die zehn Städte kurz durchwandern.



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