Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1, Seite 72


13] Wenn nun der Kern gewisserart seine Solidität erreicht hat und die noch immer nachstrebenden Säfte nur an ihresgleichen stoßen und nicht mehr die Wärme des inneren Gnadenfünkchens verspüren, dann durchbrechen diese Säfte in einem Kreise diesen Kanal und umspinnen den Kern wie eine Raupe ihre Puppe.

14] Zu gleicher Zeit aber wird von äußeren, gröberen Kanälen, welche durch die Rebe aufsteigen, eine gröbere Hülse gebildet, was alles natürlich durch die einfache Intelligenz der einer solchen Pflanze innewohnenden Geister geschieht.

15] Wenn nun diese gröbere Hülse eine ordnungsmäßige, bestimmte Solidität erreicht hat, dann zerspringen die den Kern umgebenden edleren Gefässe und fließen dann in einem süßlichen, geistigen Safte in diese Hülse. Jedoch da diese Hülse doch ebenfalls ursprünglich von Säften gebildet wird, welche in ihrer Natur herbe sein müssen, damit die Frucht oder vielmehr die Hülse eine Festigkeit erhält - so kommen nun innerhalb dieser Hülse anfänglich zwei Gattungen Säfte zusammen, nämlich ein herber und ein süßer, woher es denn auch kommt, daß eine unreife Beere sehr zusammenziehend sauer schmeckt.

16] Mit der Zeit jedoch wird das Herbere und Schlechtere von dem inwendigen Süßen und Guten überwunden und an die äußere Grenze als feste Hüllenmasse gedrängt. Und so wird dann, euch zu einem guten Beispiele, durch das von innen aufsteigende Gute das Leben fürs erste in einer ungebundenen Freiheit erhalten, welches hier der Kern zeigt, da alle ihn umgebenden Säfte immer milder und lockerer und somit auch reifer und geistiger werden; und fürs zweite wird das überwundene Herbe und gleichsam Schlechte ebenfalls gut, da es zum allgemeinen Gefäße eines solchen Pflanzenheiligtums wird.

17] Und nun seht ferner, wenn ihr den Weinstock wohl betrachtet, so werdet ihr an ihm ebenfalls Blätter, Zweige und statt der Zweiglein euch wohlbekannte Fadenarme entdecken. Ihr werdet in diesem Gewächse überhaupt, wenn ihr es recht sorglich betrachtet, schon mehr tierisches Leben finden als in irgendeiner andern Pflanze.



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