Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1, Seite 71


08] Früchte wie z.B. das Getreide und andere gröbere Obstgattungen dienen vorzugsweise zur Nahrung des Leibes - aber die Frucht des Weinstockes dient, im reinen und mäßigen Genusse, mehr zur Belebung der Seele als der des Leibes.

09] Nun seht, der Kern der Traube ist also beschaffen, daß er in der Mitte der Beere wie ein Kind im Mutterleibe wächst und mit der Beere selbst heranreift. Da geschieht es denn, daß durch das Mark der Rebe, durch ein für eure Augen nicht sichtbares, mehr denn spinnengewebefeines Haarröhrchen, ein ätherischer Feuersaft emporsteigt. Wenn ihr die Rebe betrachtet, so werdet ihr sehen, daß sie sehr viele Glieder hat. Bei einem jeden solchen Gliede verfeinert sich dieses Röhrchen und wird an der Stelle, allwo sich die Frucht der Traube angesetzt hat, noch in viele Arme geteilt - was ihr aus dem ersehen könnt, so ihr die Kerne in einer Traube zählen würdet; denn ein jeder solcher Kern ist verbunden mit einem solchen Organe.

10] Allein nicht der feste Kern, den ihr seht, wird gebildet aus diesem Feuersafte, auch nicht die von diesem festen Kerne eingeschlossene ölichte Frucht; sondern in dieser ölichten Frucht ist ein der äußeren Form des Kernes ähnliches, außerordentlich kleines und zartes Hülschen eingeschlossen, welches gerade so klein ist, daß es nur den zehntausendsten Teil der Größe der ölichten Frucht einnimmt. Dieses Hülschen nun wird gefüllt von dieser feurigen Gnadensubstanz.

11] Ist nun dieses vor sich gegangen, alsdann wird das Haar-Röhrchen, an welchem diese Hülse hängt, alsogleich fest zugeschnürt. Und von diesem Röhrchen bilden sich dann mehrere kleine Arme oder Seitenkanäle und umgeben, gleichsam umwindend, dieses Hülschen mit der genannten ölichten Substanz, welche
eben dadurch süß-ölicht wird, weil sie aus den edleren, vormals schon in der unedleren Pflanzenwelt gereiften geistigen Substanzen durch Meine Barmliebe gebildet wird.

12] Ist nun einmal dieser zweite Akt vor sich gegangen, dann wird zum zweiten Male dieses Haar-Röhrchen wieder zusammengeschnürt und bildet fast schon gleichzeitig den festen Kern, welches auf folgende Weise geschieht: Da nämlich während der kleinen Zeitperiode der Zusammenschnürungen sich die Säfte in der ganzen Länge dieses Röhrchens verdichtet haben, so zersprengen die Säfte dann allezeit unter dem Schnürpunkte, da natürlicherweise das Röhrchen am zartesten und gebrechlichsten ist, dasselbe an vielen Stellen. Daraus fließen dann die verdichteten Feuersäfte um die ölichte Frucht und drängen sich liebewetteifernd um den Mittelpunkt ihres lebendigen Heiligtums.



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