Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


06] Und so rede Ich mit Weisen und Gelehrten der Welt aus Meiner ewig unerreichbaren Weisheit. Aber mit Meinen Kindern, die Mir lieb geworden sind, rede Ich lieber als ihr guter Vater in der ihnen mehr bekannten väterlichen Alltags- und Umgangssprache. Und es wird euch demnach auch gewiß lieber sein, daß Ich mit euch rede aus Meiner väterlichen Liebe, als daß Ich spreche hohe Worte der Weisheit.

07] So Ich hohe Worte spreche, spreche Ich sie der Welt willen; ihr aber könnt allezeit versichert sein, daß Ich nie anders denn als Vater mit euch reden werde.

08] Es liegt aber in einem Worte der Weisheit nur die ausgesprochene Weisheit selbst darinnen und läßt keine höhere und niederere Weisheit mehr zu. Aber nicht so ist es mit dem Worte aus der Liebe. Denn jedes Wort aus der Liebe ist eine lebendige Frucht. Und da es eine lebendige Frucht ist, so liegt in ihm wie in jedem Kerne, Unendliches und ebenso unendlich Mannigfaltiges, das da nimmer vollendet erfaßt werden kann in Ewigkeit. Seht, das ist also der Unterschied zwischen der höheren Weisheitssprache und der niederen Sprache der Liebe!

09] In der Weisheit gebe Ich nur so viel, wie Ich gebe und wie jeder zu ertragen imstande ist; aber in der Liebe gebe Ich euch eine Unendlichkeit um die andere, wobei auch die höchst Engelsweisheit nie zu einer endlichen Lösung der darin verborgenen Weisheit gelangen wird.

10] Und nun steht es bei euch, in welcher Art ihr über euren gestrigen Ausflug belehrt werden wollt!

11] Ihr seid also richtig dahin gegangen, wohin Ich euch beschieden habe, und habt alldort Verschiedenes beobachtet und gesehen sowohl auf der Erde rings um euch weit und breit, wie auch das, was euch nahe gelegen war. Und ihr habt ebenfalls beobachtet das Wolken- und Nebelgebilde der Luft, hoch und nieder.

12] Was euch aber zuerst aufgefallen ist, das war euer nachbarlicher Berg, den ihr »Schöckel« nennet. Ihr werdet euch gewiß - denn Ich weiß es - gefragt haben: »Es sind doch weit und breit überall hohe Berge zu sehen, warum muß denn gerade dieser unser Nachbar so einen besonderen Wolken- und Nebel-Appetit haben, daß er fast alle in der Luft entstandenen Wölkchen wie ein Geizhals an sich zieht und erst dann in kleinen Dosen auch andern Bergen gewisserart zukommen läßt, wenn er sich schon über Hals und Kopf satt gegessen hat?«



Home  |    Inhaltsverzeichnis 'Himmelsgaben' Band 1  |   Werke Lorbers