Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


04] Wenn ihr aber schon eine Speise zu euch nehmt, die nur für den Magen berechnet ist, da verweilt ihr nach der Mahlzeit eine kurze Zeit in der Ruhe und sagt, solches sei der Verdauung wegen nötig. Meint ihr denn, eine solche Ruhe sei nur dem Magen zuträglich, so er seine Speise zu sich genommen hat?

05] Ich sage euch aber, ihr bedürft solcher Ruhe um so mehr, wenn der noch sehr schwache Magen eures Geistes ein wenig geschwelgt hat. Denn wenn solche Ruhe nach der Sättigung des Geistes wegbleibt, so geht auch die geistige Verdauung schlecht vor sich. Es muß aber ja allezeit jede Speise eher verdaut sein, bevor sich der das Leben fördernde Stoff entbindet und aufsteigt als Nahrung für das höhere Leben.

06] Denn jeder Nahrungsstoff nährt zuerst die unterste Potenz des Lebens. Ist diese genährt, so wird der Stoff verfeinert zum Dienste eines auf einer höheren Kräftestufe stehenden Lebens, und das so lange fort, bis er zu der hohen Sphäre des Selbstbewußtseins und endlich der vollen Sich-selbst-An-und-Durchschauung gelangt.

07] Nun denkt euch, wenn ihr auf eine solche hohe geistige Speisekammer gelangt und rafft da vieles in einem Augenblicke heißhungrig zusammen, sobald ihr euch aber durch einen solchen Schnellfraß einigermaßen gesättigt fühlet, da lauft ihr fort, als wenn ihr Diebe wäret! - Fragt euch selbst, wo da die Verdauung und die aufsteigende Verfeinerung des Nahrungsstoffes bleibt?

08] Daher, wie schon gesagt, richtet es euch ein nächstes Mal besser ein, und das zwar eures schwachen Glaubens wegen, vermöge dessen ihr mehr oder weniger lauter »Thomasse« seid. Denn solange es nichts zu gaffen und zu greifen gibt, wahrlich, da seid ihr noch immer im halben Glauben und ebenso auch in halber Liebe und im halben Vertrauen. So aber jemand sich die Augen verbindet oder von der Stelle weichet, da Ich ihm ein Schaustück bereitet habe, so bin nicht Ich, sondern ist er selber Schuld daran, wenn er nichts gesehen und eben auch gar nicht zu viel empfunden hat.



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