Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 147
02] Die Zahl der Weiber betreffend aber ist keine Angabe richtig, denn es waren ihrer sieben; nur Lukas berührt sie unbestimmt mit dem Beisatz: Und die anderen (lk.24,10). Und bei Johannes sagt die Magdalena zu Petrus: Wir wissen nicht, wo sie Ihn hingtan haben (joh.20,02). Was aber die Ursache dieser ungleichen Zahlangabe der Weiber betrifft, so hat sie fürs erste ihren Grund in der Unkenntnis, derzufolge die Evangelisten selbst die ganze Vollzahl nicht wußten - und fürs zweite, auf daß die Weiber der Welt zu einem Anstoße werden sollten - und fürs dritte, daß da niemand die Göttlichkeit Meines Wortes aus der Weiberzahl, sondern lediglich aus der lebendigen Tätigkeit vom Grunde seines Herzens erfahren solle! -
03] Was aber das von Matthäus allein erwähnte Erdbeben (mt.28,02) betrifft, so hat es damit seine Richtigkeit auch buchstäblich, aber jedoch soll es vorzüglich geistig genommen werden und bezeichnen die volle Erschütterung des Herzens, bevor des Himmels Zeichen dem Menschen ankündigen sollen, daß Ich aus seinem Grabe auferstanden bin! - Warum aber die anderen drei des Erdbebens nicht erwähnen, hat seinen Grund, dieweil sie das besagte Erdbeben allein geistig nahmen und es durch die gleich geschilderte Furcht der Weiber nur leise andeutend bezeichneten. Es war aber auch eine zierlichere Redensart der damaligen Zeit, irdische Fakta zu verschweigen und sie bloß aus dem Gemütszustande betreffender Menschen entsprechend erkennen zu lassen. Doch an derlei Mückenfängereien liegt wenig, alles aber an dem Tun Meines Willens! -
04] Was aber da bei Matthäus (mt.28,02 .03) den blitzgestaltigen und Stein wegwälzenden Engel betrifft, und bei Markus (mk.16,05) auch zwar einen, aber schon im Grabe sitzenden Jüngling, und was bei Lukas (lk.24,04) die zwei Männer in glänzenden Kleidern und bei Johannes zwei Engel in weißen Kleidern (joh.20,12) betrifft, so hat dieser scheinbare Widerspruch fürs erste seinen Grund, was die Zahl betrifft, darin, daß von den höchst gewissensgebundenen ersten zwei Evangelisten nach der altjüdischen Art nur darum eines Engels erwähnt wird, weil die zwei eine Tat verübten und auch nur ein Wort führten. Und fürs zweite, weil nicht alle die sieben Weiber zwei Engel sahen, sondern allein die ersten drei Benannten, die andern vier aber nur einen, und somit dann auch ihre Aussagen vor den Aposteln und Jüngern ungleich waren, darum dann auch Matthäus und Markus als höchst skrupulöse (peinlich genaue) Schreiber sich nicht getrauten, die vielfache Zahl zu nehmen, um sich vor den schriftgelehrten Judenchristen nicht eines Schreibfehlers wegen als unzüchtige Schreiber bloßzugeben, darum sie nicht wüßten, wann von zwei handelnden Wesen die einfache und wann die vielfache Zahl gebraucht werden solle. - Lukas und Johannes aber, da sie das Wort um vieles später niedergeschrieben haben, waren über diese Sprachkleinigkeiten hinaus und gaben die Aussage der ersten drei Weiber vollends kund.