Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 149


08] Und somit wäre auch dieser Widerspruch ausgeglichen. Und so bleibt uns nur noch ein Widerspruch bezüglich der Engel auszugleichen übrig, und zwar der ihrer verschiedenen Stellung.

09] Bei Matthäus kommen sie vom Himmel, und bekannt ursächlich in der einfachen Zahl, wälzen den Stein vom Grabe oder vielmehr von der Türe des Grabes, und der Engel und die Weiber gehen in das Grab (mt.28,06). - Bei Markus ist zwar bei der Ankunft der Weiber das Grab noch verschlossen; aber sobald gewähren sie, daß der Stein abgewälzt wird, worauf sie dann das Grab betreten (mk.16,03-05) - Bei Lukas betreten sie eher das Grab, welches schon offen ist; sodann erst kommen die Engel und geben den Weibern Bescheid (lk.24,03-04) - Bei Johannes guckt allein die Magdalena ins Grab (joh.20,11) und bekommt von den verschiedenorts sitzenden Engeln den tröstenden Bescheid; und solches geschieht erst nachdem, da der von ihr geholte Petrus und unser Evangelist Johannes schon das Grab verlassen hatten (joh.20,10)

10] Die scheinbare Verschiedenheit der Aussagen rührt fürs erste, wie alle die früheren Punkte, vorzugsweise nach Meinem Willen wegen und von der heiligen entsprechenden geistigen und himmlischen Ordnung her, in welcher vom äußeren Glauben bis zur innersten Wiedergeburt des Geistes die vier Evangelisten aufeinander folgen!

11] Dieser Hauptursache zufolge aber dann von der verschiedenen Angabe der sieben Weiber, da eine jede nach der Beschaffenheit ihres inneren Zustandes gesehen hatte, entweder was da aussagt der Matthäus, Markus, Lukas oder der Johannes. - Was aber da ausgesagt wird von den vieren, ist geschehen und gesehen worden, aber nur mit den geistigen Augen, - diese aber sind ja allzeit gerichtet, wie da gerichtet ist das innere Leben aus der Liebe, dieweil des Geistes Schauen nicht ist gleich dem irdischen Schauen, da einer sieht gleich dem ändern, sondern jedweder nur sieht, was und wie es in ihm ist, und also es sich dann auch gestaltet.

12] Daß die Abholung des Petrus und des Johannes nur von Johannes selbst erwähnt wird (joh.20,02) hat zur Ursache, weil Johannes eigens gemahnt wurde, da er auch verschweigen wollte, diese Begebenheit beizusetzen, damit in ihm alles solle offenbar werden zum geistigen Zeugnisse, daß die wahre innerste lebendige Liebe alles von sich gibt und auch sogar das allerunbedeutendste Geheimnis nimmerdar verschweigen will. Oder erprobt man auf der Welt die echte Liebe etwa nicht schon dadurch, daß der Liebbewerber sieht auf das offene Herz seiner Gewählten; wenn sie aber vor ihm wird heimlich tun und wird ihrer Nachbarin ins Ohr wispeln, was wird er da von ihrem Herzen halten? - Ich sage dir: Er wird es verfluchen und wird sich abwenden von der Treulosen!



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