Kath. Mysterienkult
Konstantin und das Kreuz Ralph Woodrow: "Die römische Kirche - Mysterienreligon aus Babylon", Verlag 7000, 1. Aufl. 1992, Kap. 7, S. 59
Inhaltsübersicht:
- Die Vision des Kreuzes an der milvischen Brücke
- Die Bekehrung des Konstantin - ein schlauer Trick!
- Helenas Entdeckung des »Kreuzes Christi«
Die Vision des Kreuzes an der milvischen Brücke
Michelangelo und Raffael im Vatikan. Sonderausgabe der Museen und päpstlichen Galerien, Rom o.J. (1981)
Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon
von der Webseite http://www.heiligenlexikon.de/BiographienK/Konstantin_der_Grosse.htmEin Faktor, der auf herausragende Weise zu der Verehrung des Kreuzsymbols innerhalb der römischen Kirche beitrug, war die berühmte »Vision des Kreuzes« und die darauffolgende »Bekehrung« des Konstantin. Als er und seine Soldaten sich Rom näherten, standen sie kurz vor der sogenannten »Schlacht an der milvischen Brücke«. Wie es zu der Zeit Sitte war, wurden die Haruspices um Rat gefragt. Dies waren Menschen, die Devination betrieben durch z.B. das Lesen aus den Eingeweiden von Opfertieren. Vor einer militärischen Schlacht Wahrsager (Orakel) zu befragen, war auch ein Brauch des Königs von Babylon. »Denn der König von Babel bleibt am Kreuzwege stehen, am Anfang der beiden Wege, um das Losorakel zu befragen; er schüttelt die Pfeile, befragt die Teraphim, beschaut die Leber« (Hes.21,26.).
Im Falle Konstantins wurde ihm orakelt, daß die Götter ihm nicht zur Hilfe kommen, und daß er in der Schlacht eine Niederlage erleiden würde. Aber dann, wie er später erzählte, erschien ihm in einer Vision oder in einem Traum ein Kreuz mit den Worten: »In diesem Zeichen siege«. Am nächsten Tag, es war der 28. Oktober 312, rückte er weiter vor, hinter einer Standarte, auf der ein Kreuz dargestellt war. Er ging als Sieger aus diesem Kampf hervor, hatte seinen Feind geschlagen und bekannte, sich bekehrt zu haben. Natürlich trug solch ein scheinbarer Sieg für das Christentum entscheidend dazu bei, daß das Kreuz weiterhin in der Römischen Kirche verwendet wurde. Es wird jedoch von allen Parteien zugegeben, daß Konstantins Vision des Kreuzes wahrscheinlich historisch gar nicht stattgefunden hatte.
Die einzige Quelle, von der die Historiker diese Geschichte zusammenbrachten, ist Eusebius, der zugab, geneigt zu sein, anderen zu schmeicheln, und der beschuldigt wurde, ein »Verfälscher der Geschichte« gewesen zu sein. Wenn aber Konstantin solch eine Vision gehabt hat, müssen wir dann annehmen, daß Jesus der Initiator dieses Gesichtes war? Würde der Friedensfürst einen heidnischen Herrscher beauftragen, eine Standarte mit einem Kreuz herzustellen, um in diesem Zeichen zu töten?
Das Römische Reich (dessen Kaiser Konstantin wurde) wird in der Heiligen Schrift als ein »Tier« bezeichnet.
Babylon Medo-Persien Griechenland Rom
Die Bekehrung des Konstantin - ein schlauer Trick! Daniel sah vier große Tiere, die für vier Weltreiche standen, Babylon (ein Löwe), Medopersien (ein Bär), Griechenland (ein Leopard) und Rom.
Das vierte Tier, das Römische Reich, war so schrecklich, daß es von einem Tier symbolisiert wurde, das sich von den anderen wesentlich unterschied (Dan.7,1 -8). Wir haben keinen Grund zu der Annahme, daß Christus Konstantin aufgetragen haben soll, im Zeichen des Kreuzes zu siegen, um das System des römischen Tieres weiterzuführen!
Aber wenn die Vision nicht von Gott gewesen ist, wie können wir dann die Bekehrung Konstantins erklären? Es ist in der Tat so, daß seine Bekehrung ernsthaft in Frage gestellt werden muß. Obwohl er in der Aufstellung bestimmter Lehren und Bräuche innerhalb der Kirche maßgeblich beteiligt war, zeigen die Tatsachen klar, daß er nicht wahrhaftig bekehrt war, das heißt nicht im biblischen Sinne. Historiker geben zu, daß seine Bekehrung »selbst nach den damals geltenden Maßstäben, nur dem Namen nach erfolgte.«1
Das allerdeutlichste Anzeichen dafür, daß er nicht wirklich bekehrt war, ist die Tatsache, daß er nach seiner Bekehrung mehrere Morde beging, einschließlich der Morde an seiner eigenen Frau und seinem Sohn!
Nach der Bibel hat, »kein Menschenmörder ewiges Leben bleibend in sich« (l.Joh.3,15).
Konstantins erste Ehefrau war Minervina, mit der er einen Sohn namens Crispus hatte. Seine zweite Frau, Fausta, gebar ihm drei Töchter und drei Söhne.
Crispus wurde ein hervorragender Soldat und seinem Vater eine ebensolche Hilfe. Dennoch ließ Konstantin im Jahre 326, kurz nachdem er das Konzil von Nicäa geleitet hat, seinen Sohn töten. Nach der Uberlieferung hatte Crispus mit Fausta Ehebruch begangen. Das war zumindest die Anklage der Fausta. Möglicherweise war dies jedoch ihre Methode, um ihn aus dem Weg zu schaffen, so daß einer ihrer Söhne Anspruch auf den Thron bekam! Konstantins Mutter überredete ihn jedoch zu glauben, daß seine Frau »seinem Sohn nachgegeben hatte«. Konstantin ließ seine Frau in einem überheizten Bad ersticken. Etwa zur gleichen Zeit ließ er den Sohn seiner Schwester zu Tode peitschen und den Ehemann der Schwester erhängen - obwohl er versprochen hatte, sein Leben zu verschonen.2
Diese Vorgänge werden mit den folgenden Worten der Katholischen Enzyklopädie zusammengefaßt: »Selbst nach seiner Bekehrung veranlasste er die Hinrichtung seines Schwagers Licinus und dessen Sohn, sowie die seines eigenen Sohnes Crispus, aus erster Ehe und die seiner Ehefrau Fausta. . . Wenn man diese Greueltaten liest, ist es schwer, noch zu glauben, daß der gleiche Herrscher auch manchmal milde und zarte Regungen haben konnte. Aber die menschliche Natur ist voller Widersprüche.«3
Konstantin gab den Christen zahlreiche Erweise seiner Gunst. Er schaffte die Kreuzigung ab und die Christenverfolgungen, die in Rom so grausam geführt wurden.
Die Frage ist jedoch, ob er diese Entscheidungen rein aus christlicher Überzeugung traf, oder ob er möglicherweise politisch-taktische Motive für sein Handeln hatte. Die »Katholische Enzyklopädie« meint dazu folgendes: »Einige Bischöfe, die von dem Glanz des Herrscherhofes so geblendet waren, gingen sogar so weit, den Herrscher als Engel Gottes, als ein heiliges Wesen zu preisen, und sie prophezeiten, daß er wie der Sohn Gottes im Himmel regieren würde. Folglich kann man davon ausgehen, daß Konstantin das Christentum lediglich aus politischen Motiven heraus begünstigte. Er wurde als ein »aufgeklärter« Despot angesehen, der Religion nur dazu gebrauchte, um seine Politik durchzusetzen« 4.
Das war die Schlußfolgerung des bekannten Historikers Durant in Bezug auf Konstantin: »War seine Bekehrung ernsthaft - war sie ein Akt religiöser Überzeugung - oder ein unübertroffener Schlag des politischen Opportunismus? Wahrscheinlich das Letztere ... Er paßte sich selten den zeremoniellen Vorschriften des christlichen Gottesdienstes an. Seine Briefe an christliche Bischöfe zeigen klar, daß er sich wenig um die theologischen Unterschiede kümmerte, die das Christentum gerade bewegte, obwohl er Meinungsabweichungen im Interesse der Reichseinheit sehr wohl unterdrückte. Durch seine ganze Regierungszeit hindurch behandelte er die Bischöfe als seine politischen Helfer; er lud sie vor, hatte den Vorsitz über ihre Konzile und war einverstanden, jede Meinung, die von der Mehrheit formuliert wurde, durchzusetzen. Ein wahrer Gläubiger wäre zuerst Christ gewesen und dann erst Staatsmann. Bei Konstantin verhielt es sich genau umgekehrt. Das Christentum war für ihn Mittel, nicht Ziel« 5
Verfolgungen konnten den christlichen Glauben nicht zerstören. Konstantin wußte das. Sollte man, so überlegte er, die Konflikte zwischen Heiden und Christen dulden, die das Reich zur Spaltung brachten? Oder sollte er nicht besser die entsprechenden Schritte unternehmen, die möglicherweise notwendig wären, das Heidentum und das Christentum miteinander zu vermischen und so dem Reich eine vereinte Kraft zuzuführen? Es bestanden Ähnlichkeiten zwischen den zwei religiösen Systemen. Nicht einmal das Kreuz war ein Trennungsfaktor, denn es wurde zu dieser Zeit von den Christen verwendet; aber auch »den Anbetern Mithras in der Armee Konstantins konnte das Kreuz keine Beleidigung sein, da sie lange unter einer Flagge, die das Mithras-Lichtkreuz trug, gekämpft hatten.« 6
Das Christentum Konstantins war also eine Mischung (Synkretismus, Anm. Übers.). Obwohl er seine Statue von den heidnischen Tempeln entfernen ließ und auf die Darbringung von Opfern, die ihm geweiht wurden, verzichtete, redeten dennoch seine Zeitgenossen von der Göttlichkeit des Herrschers. Als Pontifex Maximus (oberster Brückenbauer) fuhr er fort, über den heidnischen Gottesdienst zu wachen und deren Rechte zu schützen.
Als er 330 die Stadt Konstantinopel einweihte, verwandte er ein Zeremoniell, das halb heidnisch und halb christlich war. Der Wagen des Sonnengottes wurde auf dem Marktplatz aufgestellt und darüber das Kreuz Christi angebracht.
Auf Münzen, die Konstantin herstellte, war das Kreuz zu sehen, aber ebenso Darstellungen des Mars und Apollo. Während er sich zu seinem Christsein bekannte, fuhr er fort, an heidnische magische Formeln zu glauben, die die Ernte beschützen und Krankheiten heilen sollten. Auf all diese Dinge wird in der Katholischen Enzyklopädie besonders hingewiesen.7 Immer noch ist das Konzept, nach dem die Katholische Kirche sich entwickelte und wuchs, nämlich Heidentum und Christentum miteinander zu einer Macht zu vereinen, eindeutig verbunden mit Konstantin und den auf ihn folgenden Jahren, in denen die Kirche reich und begütert wurde.
Helenas Entdeckung des »Kreuzes Christi«
Was geschähe, wenn heutzutage jemand das tatsächliche Kreuz Christi fände und beweisen könnte, daß es das wahre sei? Das wäre natürlich sehr interessant; aber hätte dieses Stück Holz einen besonderen Wert? Nein, denn das Kreuz hat bereits seinen Zweck erfüllt, wie auch die eherne Schlange des Mose. Wir erinnern uns an den Bericht aus 4.Mos.21,9: »Und Mose machte eine Schlange von Bronze und tat sie auf die Stange; und es geschah, wenn eine Schlange jemanden gebissen hatte und er schaute auf zu der ehernen Schlange, so blieb er am Leben«.
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Eine Geschichte, die die Anbetung des Kreuzes innerhalb der Römischen Kirche stark beeinflußte - sogar mehr noch als Konstantins Vision - betraf seine Mutter Helena. Im Alter von beinahe 80 Jahren habe sie eine Pilgerreise nach Jerusalem gemacht. Nach der Legende hatte sie dort drei Kreuze gefunden, die dort begraben waren. Eines soll das Kreuz Christi und die anderen zwei von den Verbrechern stammen, die mit Christus gekreuzigt wurden. Das Kreuz Christi soll identifiziert worden sein, weil es auf den Hinweis des Bischofs Macarius von Jerusalem hin Heilungswunder bewirkte, während die beiden anderen Kreuze dies nicht vermochten.
In einem Artikel der Katholischen Enzyklopädie wird berichtet: »Ein Stück des wahren Kreuzes blieb in Jerusalem, eingeschlossen in einem silbernen Reliquienschrein. Der Rest des Kreuzes mit den Nägeln muß Konstantin zugesandt worden sein . . . Einer der Nägel wurde am Helm des Herrschers befestigt, einer an dem Zaumzeug seines Pferdes, um für viele das Wort aus Sacharja, dem Propheten, zu erfüllen: Das, was auf den Schellen der Pferde ist, wird dem Herrn heilig sein (Üb. des Textes der Kath. Enz. nach Sach.14.20)«! 8
Während man versuchte, die üblichen Lehren der Kirche in Bezug auf das Kreuz aufrechtzuerhalten, zeigt dieser Artikel, daß die Geschichten über die Entdeckung des Kreuzes variieren und die Tradition, die sich tatsächlich Jahre später erst entwickelte, sich wohl weitgehend auf Legenden gründete.
Daß Helena im Jahre 326Jerusalem besuchte, scheint historisch zu sein. Die Geschichte von ihrer Entdeckung des Kreuzes erschien jedoch erst um 440, ca. 114 Jahre später! 9 DerGedanke, daß das ursprüngliche Kreuz nach fast 300Jahren, die seit der Kreuzigung vergangen waren, sich noch in Jerusalem befunden haben soll, scheint sehr unwahrscheinlich. Außerdem verlangten jüdische Gesetze, daß Kreuze, nachdem sie zur Hinrichtung benutzt wurden, verbrannt werden mußten. 10
Das Aufrichten der Schlange in der Wildnis war ein Bild (Typus) auf die Art und Weise, wie Christus im Tod erhöht worden ist. (Joh.3,14).
Nachdem aber die eherne Schlange ihre Bestimmung erfüllt hatte, behielten die Israeliten sie und machten einen Götzen aus ihr! Jahrhunderte später »tat Hiskia, was recht war in den Augen des HERRN, nach allem, was sein Vater David getan hatte. Er beseitigte die Höhen und zertrümmerte die Gedenksteine und rottete die Aschera aus, und schlug die eherne Schlange, die Mose gemacht hatte, in Stücke. Denn bis zu jenen Tagen hatten die Kinder Israel ihr Rauchopfer dargebracht, . . .« (2.Kön.18,1-4).
Hiskia handelte gerecht, nicht nur dadurch, daß er heidnische Götzenbilder zerstörte, sondern er zertrümmerte sogar etwas, das Gott eingesetzt hatte. Dies hatte seinen ursprünglichen Zweck erfüllt und wurde nun als Gegenstand des Aberglaubens verwendet. Von daher war auch keine Veranlassung dafür gegeben, das echte Kreuz, falls es noch existiert haben sollte, als ein Anbetungsobjekt aufzustellen. Und wenn schon im echten Kreuz keine Kraft ist, wieviel weniger in einem bloßen Stück Holz und dessen Form?
So wie die heidnischen Ägypter Obelisken aufstellten, nicht nur als Symbol für ihren Gott, sondern in einigen Fällen wurden dem Standbild selbst übernatürliche Kräfte zugesprochen, wurde dies in gleicher Weise von Manchen dem Kreuz zugesprochen. In der Tat: Hatte es Konstantin nicht geholfen in seiner Schlacht an der milvischen Brücke? Hatte das Kreuz nicht für Helena Wunder vollbracht?
Es kam soweit, daß es als ein Bild angesehen wurde, das in der Lage war, böse Geister zu vertreiben. Es wurde als Talisman getragen. Es wurde auf Kirchturmspitzen gesetzt, um Blitze abzuhalten; da es jedoch dadurch so hoch gelegen war, war es gerade der Gegenstand, der die Blitze anzog.
Der Gebrauch von Kreuzen in privaten Häusern sollte Schwierigkeiten und Krankheiten fernhalten.
Viele Holzstücke, angeblich Teile des »echten« Kreuzes, wurden als Beschützer und Talismane verkauft und getauscht.
Anmerkungen
1. Smith, Man and His Gods, S. 220
2. Durant, The Story of Civilization: Caesar and Christ, S. 66
3. The Catholic Encylopedia, Bd. 4, S. 300, Art. »Constantine«
4. The Catholic Encylopedia, Bd. 4, S. 300, Art. »Constantine«
5. Durant, The Story of Civilization: Caesar and Christ, S. 655-656
6. Durant, The Story of Civilization: Caesar and Christ, S. 654
7. The Catholic Encyclopedia, Bd. 4, S. 299-300, Art. »Constantine«
8. The Catholic Encyclopedia, Bd. 4, S. 523, Art. »Cross«
9. Encyclopedia of Religions, Bd. 1, S. 494
10. Fausset's Bible Encyclopedia, S. 145
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