Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 01, Kapitel 185
01] Als die Pharisäer sahen, dass sie vom Volke durchschaut sind, und dass sie nun verhöhnt werden, da fingen Rachegedanken in ihrer Brust auf eine brennendste Weise an aufzusteigen; da sagte Ich zum Volke: »lasst ab von ihnen; denn sie selbst sind a blinde Leiter der Blinden. Und kommen sie mit denen, die sie leiten, an eine Grube, so fallen sie samt den Leitlingen in die Grube. Sie können euch in einem Lande, das sie beherrschen als Obenanstehende, allzeit eher schaden, als ihr ihnen; aber nun sind sie mit euch dennoch so weit in die Falle gegangen, dass auch sie in die Grube fallen können, und zwar sie jetzt leichter denn ihr! Denn sie gaben an, dass sie an die Römer und Griechen verfluchtes Getreide verkauft haben zu deren Verderben; zeigt ihr solches dem römischen Obersten an, so läßt er sie alle übers Schwert springen! Aber es soll so was ja nimmermehr geschehen! Wir wollen uns nun aber ins Haus zurückziehen, und Ich werde darinnen sehen, ob Ich auch diese im Geiste Stockblinden sehend machen kann.« (a Matthäus.15,14; Lukas.06,39; Matthäus.23,24; Römer.02,19; ⇒ jl.ev02.125,04b*; jl.ev03.163,09-11)
Jesus beschwichtigt das Volk und belehrt Pharisäer, welche Sünden und Lästerungen vergeben werden, welche nicht. 02] Darauf gehe Ich ins Haus und die Pharisäer gehen sogleich Mir nach und werden darinnen von Meinen Jüngern begrüßt. Es ging aber auch eine große Masse Volks nach, so dass es im Zimmer zu einem großen Gedränge kam. Aber das machte gerade nichts; denn Ich und Meine Jünger hatten dennoch Platz genug.
03] Als sich nun im Hause alles in der Ruhe befand, da öffnete Ich Meinen Mund und sagte, hauptsächlich zu den Pharisäern, da a Ich ihre argen Gedanken nur zu gut und rein sah: »dass es mit euch so weit gekommen, daran ist niemand schuld - als allein ihr selbst. Seid ihr doch über die dreißig Jahre bei diesem Volke hier in Jesaija und habt nicht merken können, wie da der Geist dieses Volkes beschaffen ist! Nun ist es für diese gegenwärtige Zeit zu spät, den einmal geweckten Geist dieses Volkes zu einem abermaligen Schlafe zu zwingen! Euer Ärger ist daher ein völlig vergeblicher; denn ihr selbst tragt die Schuld daran, und sonst niemand. (a Matthäus.12,25a; = Lukas.11,17a)
- Matthäus.12,25a] a Jesus vernahm aber ihre Gedanken und sprach zu ihnen: (a = Lukas.11,17; ⇒ jl.ev01.185,03*)
04] Ich kam her als ein echter Jude und als solcher wahrhaft im Vollbesitze des Geistes Gottes und aller dessen Kraft!
05] Als Ich ans Ufer kam und ihr, durch Feuer am Schiffe gelockt, mit dem Volke ans Ufer eiltet, so a heilte Ich vor euren Augen den Blinden, Stummen und zugleich Besessenen. b Das Volk erkannte augenblicklich die göttliche Kraft in Mir und begrüßte Mich als den Sohn Davids; ihr selbst erkanntet es in euch eben auch also. Da euch aber solche Erkenntnis also dünkte, dass es euch beeinträchtigen möchte in allem, c so sagtet ihr wider eure innerste Überzeugung: Ich verrichte solche Taten mit Hilfe des Obersten aller Teufel! Wem aber habt ihr dadurch geschadet?! seht, niemandem - als nur euch ganz allein! (a Matthäus.12,22; = Lukas.11,14; b Matthäus.12,23; c Matthäus.12,24; = Lukas.11,15)
06] Hättet ihr nur ein wenig offener über diese Sache nachgedacht und sie näher geprüft, so hättet ihr ja doch den allerungereimtesten Unsinn eurer Behauptung augenblicklich einsehen und danebst erkennen müssen, dass ihr durch eure höchst unzeitige und unkluge Behauptung bei diesem geweckten Volke ja notwendig auch den letzten Fünkchen Ansehens und Glaubens verlieren müssen!«
07] Sagen die Pharisäer: »Was hätten wir denn tun sollen? Wenn du schon so weise bist, so sage es uns!«
08a] Sage Ich in einem etwas ernsteren Tone: »Also hättet ihr denken, urteilen und reden sollen: a Ein jedes Reich, das in sich selbst uneins wird, wird wüste, und eine jegliche Stadt oder ein jegliches Haus, das da mit sich selbst uneins wird, mag nicht bestehen. (a Matthäus.12,25b*; = Markus.03,23; = Lukas.11,17)
- Matthäus.12,25b] a »Ein jegliches Reich, das in sich selbst uneins wird, wird wüst; und eine jegliche Stadt oder Haus, das mit sich selbst uneins wird, mag nicht bestehen.« (a = Markus.03,23; = Lukas.11,17; ⇒ jl.ev01.185,08a*)
08b] a Wenn ein Satan den andern austreibt, so ist es doch klar, dass er zuvor mit sich selbst uneins sein muß! Und Ich frage: Wiegestaltig mag dann sein arges Reich bestehen?! Ich meine, das sollte doch mit Händen zu greifen sein! (a Matthäus.12,26*; = Markus.03,23-25; = Lukas.11,18)
- Matthäus.12,26] a Wenn nun ein Satan den anderen austreibt, so muß er mit sich selbst uneins sein; wie mag dann sein Reich bestehen? (a = Markus.03,23-25; = Lukas.11,18; ⇒ jl.ev01.185,08b*)
- Matthäus.12,27] a So ich aber die Teufel durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben sie eure Kinder aus? Darum werden sie eure Richter sein. (a = Lukas.11,19; ⇒ jl.ev01.185,09*)
09] a So Ich aber, der Ich doch auch ein vollkommener Jude bin, nach eurer blinden Behauptung die Teufel durch den Beelzebub austreibe, sagt, durch wen dann treiben sie denn eure Kinder aus, die doch auch nun in alle Lande als Heilande ziehen, die Kranken heilen und die Teufel austreiben?! Ich aber sage euch: Auch eure Kinder, und nicht dies Volk allein, werden eure Richter sein! (a Matthäus.12,27*; = Lukas.11,19)
- Matthäus.12,28] So ich aber a die Teufel durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. (a = Lukas.11,20; 1. Johannes.03,08; ⇒ jl.ev01.185,10*)
10] a So Ich aber, wie es dies ganze Volk klar einsieht, die Teufel durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja ohnehin das Reich Gottes zu euch gekommen, darob ihr als Juden vor den Griechen, die Heiden sind, um so mehr euch freuen solltet, da solche Zeichen ein Jude wirket zur schon lange verlorengegangenen Gunst der Juden! Denn nur so kann der echte Jude aller Welt zeigen, dass er der einzige Mensch auf der weiten Erde ist, der mit Gott im sichtlichsten Verbande steht und durch die allmächtige Kraft des Geistes Gottes Taten verrichten kann, die also keinem andern Menschen möglich sind. (a Matthäus.12,28*; = Lukas.11,20; 1. Johannes.03,08)
11] Wenn die Außenmenschen solches an dem Juden merken, so werden sie sich bald zu vielen tausendmal Tausenden um den mächtigen Juden scharen und werden sagen: 'Der Jude allein ist Gottes. Gottes Allmacht wirkt wunderbarst durch ihn; er ist stark und weise und soll unser Herr sein in Ewigkeit!'
12] Wenn aber der echte Jude je durch den Gottesgeist sich also stark zeigt, so soll also stark sein ja sein ganzes Haus und Land! a Wie aber kann dann oder wie sollte dann jemand in eines so Mächtigen und Starken Haus gehen und ihm rauben seinen Hausrat? Es sei denn, was aber unmöglich ist, dass er den Starken zuvor binde und ihm erst dann raube seinen Hausrat, wie es die Römer mit uns auch wirklich gemacht haben, da sie uns in unserem Hause beraubt und schlafend fanden und haben uns gebunden, beraubt und uns gemacht zu ihren Sklaven, was den Juden vollkommen recht geschieht, da sie völlig von Gott abgefallen sind. (a Matthäus.12,29*; = Markus.03,27; = Lukas.11,21-22; Jesaja.49,24)
- Matthäus.12,29] a Oder wie kann jemand in eines Starken Haus gehen und ihm seinen Hausrat rauben, es sei denn, dass er zuvor den Starken binde und ihm dann sein Haus beraube. (a = Markus.03,27; = Lukas.11,21-22; Jesaja.49,24; ⇒ jl.ev01.185,12*)
13] Aber Gott hat Erbarmen mit Seinem Volke und möchte ihm nun wieder helfen, darum Ich denn auch von Gott zu euch gesandt bin. So aber doch, wie ihr es selbst seht, das nun augenscheinlichst der Fall ist, warum zerstreuet ihr denn da alles wieder, wo Ich sammle?!
14] a Denn wer nicht mit Mir ist, der ist wider Mich, und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreuet und ist offenbar wider den Geist Gottes, der euch frei machen will! (a Matthäus.12,30*; = Markus.03,40; = Lukas.11,23; Markus.09,40; jl.ev10.219,07; jl.hag1.034,36; jl.erde.027; gm.pred.015)
- Matthäus.12,30] a Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. (a = Markus.03,40; = Lukas.11,23; Markus.09,40; ⇒ jl.ev01.185,14*; jl.ev10.219,07; jl.hag1.034,36; jl.erde.027; gm.pred.015)
Sünde gegen den Heiligen Geist (Matthäus.12,31-32 = Markus.03,28-30; = Lukas.12,10; Lukas.06,43-45)
- Matthäus.12,31] a Darum sage ich euch: »Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben. a (= Markus.03,28-29; = Lukas.12,10; 1. Johannes.05,16; Hebräer.10,26; ⇒ jl.ev01.185,15 .17 .18*; jl.ev01.150,06; jl.ev01.186,05-15; jl.ev11.291; jl.rbl1.029,07; jl.gso1.051,24; jl.gso1.084,21; V. 31-32: ⇒ jl.ev01.185,15 .17 .18; jl.ev06.229; jl.rbl1.029,07; jl.him2.335,09; jl.him3.267,04-07; jl.him3.498,11; Vaterbriefe.076; Wort.137/78)
15] a Darum aber sage Ich euch auch zu allem dem, was euch nun schon begegnet ist, noch hinzu: Alle Sünde und Lästerung wird dem Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist Gottes nie! Denn ihr habt recht wohl gewußt in euch, dass Ich den Besessenen durch Gottes Kraft geheilt habe, habt aber des schnöden irdischen Gewinnes und Ansehens wegen dennoch in Mir verlästert den Geist Gottes, der euch retten wollte, und so habt ihr auch den verdienten Lohn sogar von den Heiden überkommen!« (a Matthäus.12,31*; = Markus.03,28-29; = Lukas.12,10; 1. Johannes.05,16; Hebräer.10,26; ⇒ jl.ev01.185,15 .17 .18*; jl.ev01.150,06; jl.ev01.186,05-15; jl.ev11.291; jl.rbl1.029,07; jl.gso1.051,24; jl.gso1.084,21; V. 31-32: ⇒ jl.ev01.185,15 .17 .18; jl.ev06.229; jl.rbl1.029,07; jl.him2.335,09; jl.him3.267,04-07; jl.him3.498,11; Vaterbriefe.076; Wort.137/78) )
16] Sagen die Pharisäer: »Wir haben nicht den Geist Gottes, sondern nur dich verlästert, und du selbst wirst mit Fleisch und Blut doch nicht der Geist Gottes sein? Denn du bist so gut als wir nur eines Menschen Sohn!«
17] Sage Ich: »Ja wohl, das bin Ich auch dem Anscheine nach, aber der Wirklichkeit nach vielleicht etwas mehr. Aber bin Ich also wie ihr eines Menschen Sohn, so entschuldigt das eure Lästerung nicht im geringsten! Denn Ich als Menschensohn wirke solche Taten sicher nicht, - so wenig als ihr! Aber in diesem nun vor euch stehenden Menschensohne wirket allein der Geist Gottes, und Dieser ist es, den ihr verlästert habt; denn nicht Ich, sondern der Geist Gottes hat hier vor euren Augen solches gewirkt, und ihr habt Ihn verlästert.
18] Ja, a wer da etwas redet wider Mich als puren Menschen, dem soll es vergeben sein; aber wer da redet wider den heiligen Geist, dem wird nicht vergeben, weder hier noch jenseits! (a Matthäus.12,32*; = Markus.03,28-29; = Lukas.12,10; 1. Timotheus.01,13; )
- Matthäus.12,32] Und a wer etwas redet wider den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet wider den heiligen Geist, dem wird es nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt.« (a = Markus.03,28-29; = Lukas.12,10; 1. Timotheus.01,13; ⇒ jl.ev01.185,18*)
Früchte als Qualitätsanzeiger; Rechenschaft über alles (Matthäus.12,33-37 = Lukas.06,43-45)
- Matthäus.12,33] a Setzt entweder einen guten Baum, so wird die Frucht gut; oder setzt einen faulen Baum, so wird die Frucht faul. b Denn an der Frucht erkennt man den Baum. (a Matthäus.07,16-18; Lukas.06,43-44; ⇒ jl.ev01.185,19; jl.ev11.308; b jl.ev09.071,08; jl.ev11.308,04; jl.him3.174)
19] a Denn wo einmal ein Baum schon seiner ganzen Natur nach schlecht ist, da ist auch die Frucht schlecht; ist aber der Baum von Natur aus schon gut, so wird auch die Frucht gut sein. An der Frucht also erkennt man den Baum! Ihr seid der Baum, und hier die durch euch zu Heiden gewordenen Juden sind eure Frucht! Urteilt selbst, ob sie gut oder schlecht sei!« (a Matthäus.12,33*; = Matthäus.07,16-18; Lukas.06,43-44; ⇒ jl.ev01.185,19; jl.ev11.308; b jl.ev09.071,08; jl.ev11.308,04; jl.him3.174)
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