Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 01, Kapitel 150


Pharisäer beschließen schärfere Maßnahmen gegen Jesus. Er bedroht sie als Lästerer wider den Heiligen Geist. Die Pharisäer fliehen nach Kapernaum.

01] Solche Worte beruhigten die Jünger, und die Pharisäer und alle die Erzjuden fingen an zu fragen, was es gewesen sei, das sie gesehen hätten, und wie solches sie in eine so sichtliche Furcht versetzen konnte.

02] Die Gefragten aber erzählten ganz einstimmig, was sie gesehen hatten. Da fingen die Pharisäer an zu stutzen und sich gegenseitig zu befragen und sprachen: »Wie das, wie so, dass da alle im selben Augenblick dasselbe Gesicht gehabt haben? Wie kann ein Magier nur bei einigen eine Erscheinung bewerkstelligen und bei andern wieder nicht? Warum sahen nur diejenigen etwas, die ihm anhangen, und warum sahen wir nichts? So wir, obschon festeste Moseaner, von ihm, der doch auch ein Jude sein will, verdammt sind - und sogar, nach der erzählten Erscheinung zu sprechen, wie!? - so wäre es von seiner Seite aus am geratensten gewesen, dass er uns die Erscheinung gezeigt hätte, dass wir darob in eine Furcht gekommen und seine Jünger geworden wären. Aber er ist klug und macht vor uns kein solches Spektakel; denn er fürchtet sich, dass wir es sogleich erkennten und dann nennten beim rechten Namen und dadurch vielleicht vielen seiner Anhänger die Augen öffneten und diese dann sähen, wer ihr gepriesener Meister sei! Gegen diesen stets gefährlicher werdenden Menschen müssen wir strengere Maßregeln ergreifen, sonst wächst er uns nur zu bald über den Kopf, und die Römer werden kommen und uns dafür samt und sämtlich übel umbringen!«

03] Sage Ich ganz laut zu ihnen: »Dazu seid ihr schon lange reif, und es bedürfte von Mir aus nur eines Wortes an den Obersten, und ihr hinget von morgen bis übermorgen zu Tausenden an den Schandpfählen! Meint ihr, dass Mir eure noch so geheim gehaltenen Machinationen gegen den Kaiser Tiberius unbekannt seien? O mitnichten! Ich weiß um den Tag und um die Stunde und um das verabredete Zeichen, wie es beschaffen sein soll für ganz Judäa, für Galiläa und wie für Jerusalem innerhalb dessen Mauern! Aber Ich sage es euch, dass ihr damit wunderschlechte Geschäfte machen werdet, und der Landpfleger Pontius Pilatus, der ein scharfes Schwert führt, wird euch dann vor den Mauern der Stadt Jerusalem den Lohn für eure schöne Mühe geben, und Herodes wird zu tun haben, sich wieder in die Gunst des Landpflegers zu setzen!

04] Ergreifet ihr in eurer übergroßen Blindheit und Bosheit nur immerhin schärfere Maßregeln gegen Mich und Meine Jünger, so werde dann auch Ich wissen, was Ich noch vor der Zeit gegen euch zu unternehmen habe!

05] a Johannes nannte euch ,Schlangenbrut' und ,Otterngezüchte'! Ich habe euch noch nie einen solchen Namen gegeben; aber nun gebe auch Ich euch solchen Namen und rufe euch zu, dass ihr weicht von hier, sonst lasse Ich Bären kommen aus den Wäldern und euch das tun, was zu Elisas Zeiten geschehen ist an den losen Buben, die diesen Propheten verspottet hatten! Denn für euch ist jeder Funke Erbarmung aus Meinem Herzen entwichen. (a Matthäus.23,33 )

06] So ihr Mich wie immer gelästert hättet, so würde Ich es euch vergeben. Aber ihr habt a euch erhoben und gewaffnet wider Meinen Geist, der da heißt Liebe und Mein Vater ist von Ewigkeit, und diese Sünde soll euch nicht vergeben werden, weder hier und noch weniger jenseits! Und so weicht denn von hier, auf dass Ich ohne weitere Störung die etlichen Tage hier bei Meinem Freunde Kisjonah verweilen kann!« (aMatthäus.12,32; Markus.03,28-29; = Lukas.12,101. Timotheus.01,13;  ⇒ jl.ev01.185,18*)

07] Sagt ein Pharisäer: »Wir dürfen dich nicht aus den Augen lassen, da wir zu dem Behufe von unserem Obersten über dich aufgestellt sind!«

08] Sage Ich: »Ja, ihr seid über Mich aufgestellt wie Wölfe über eine Schafherde. Ich aber werde, so ihr beharrt bei eurem Vorsatze, sogleich Bären vom Gebirge kommen lassen und werde sie stellen über euch zu Aufsehern und Zuchtmeistern!«

09] In diesem Augenblick läßt sich vom nahen Gebirge her ein starkes Gebrüll von vielen Bären vernehmen. Als die Pharisäer und Erzjuden solches vernehmen, da nehmen sie schnell ihre Zuflucht ans Meer, besteigen daselbst schnell die Fischerboote und stoßen sie vom Ufer. Aber ein starker Gegenwind treibt sie wieder uns Ufer, an dem sich hie und da ein paar Bären sehen lassen. Bei zwei Stunden kämpfen sie mit dem Winde, der sie hartnäckig wieder ans Ufer treibt, sooft sie sich bei einem Nachlassen des Windes einige Klafter von demselben entfernt haben. Nach zwei Stunden eines verzweifelten Kampfes mit dem Wind und mit dem Meer kommt endlich ein größeres Schiff, nimmt die nahe Verzweifelten und zum Hinfallen Müden auf und fährt mit ihnen ab, und zwar unter dem größten Sturme, der das Schiff jeden Augenblick zu verschlingen droht. Also werden sie den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch gepeinigt und erreichen erst gegen Mittag des nächsten Tages das Ufer in der Nähe Kapernaums.

10] Sie werden dort von den Vorstehern auf das emsigste erforscht, was sie alles gesehen, gehört und erfahren haben. Aber sie sind stumm und getrauen sich nicht zu reden; denn sie hatten vor Mir einen bedeutenden Respekt bekommen und getrauten sich vorderhand gegen Mich nichts zu unternehmen.



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