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Prophet Jakob Lorber

Wissenschaftl. Echtheitsbeweise der Offenbarungen

Aktuelle Prophezeiungen Lorbers über

Kurt Eggenstein: 'Der Prophet Jakob Lorber verkündet bevorstehende Katastrophen und das wahre Christentum', IV. Teil

Formgeschichte -Kerygma - Entmythologisierung


Das Bemühen, die Texte des Evangeliums in das Denken unserer Zeit zu übersetzen, nennt die Wissenschaft Hermeneutik. Der mar­kanteste Vertreter der hermeneutischen Arbeiten ist der evangelische Theologe Rudolf Bultmann. Sein Name und seine Thesen sind durch die Massenmedien auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ge­worden. Die Arbeiten setzten bereits nach dem Ersten Weltkrieg ein und wurden nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt und damit zu­nehmend bekannter.

Um dem heutigen Menschen die damalige Darstellungsweise, wie sie uns in den Evangelien entgegentritt, verständlich zu machen, be­dient sich Bultmann einer Brücke, die er das „Kerygma" nennt. Ke­rygma heißt wörtlich „Verkündigung". Bultmann glaubt, dem moder­nen Menschen die Botschaft Jesu nahebringen zu können, indem er vorgibt, der Inhalt des Evangeliums sei zum großen Teil Mythos, also keine geschichtliche Wirklichkeit, sondern „Gemeindebildung", d. h. von dieser erfundene Geschichte. Deshalb müsse das Evangelium durch rationale Wissenschaft entmythologisiert werden.

Durch das im Jahre 1943 erschienene Buch Bultmanns Offenbarung und Heilsgeschichte wurden endlose Diskussionen über das Entmythologisierungsthema ausgelöst. Die Entmythologisierung erfolgt durch Bultmann auf eine radikale Weise. Er legt die Axt an die Wurzeln der christlichen Lehre, indem er, ebenso wie ehedem Strauß, Harnack u. a., die Göttlichkeit Jesu, die Jungfrauengeburt, die Auferstehung, die Wunder u. a. mehr leugnet. Die Auferstehung Jesu besteht für Bultmann nur in der Phantasie der Jünger. Er leugnet nicht den hi­storischen Jesus, aber er interessiert ihn überhaupt nicht. Jesus kommt neben der Sache zu stehen, ohne Bedeutung für den Glauben. Er ist nur ein geglaubter Jesus. Aber nicht nur von der Person Jesu, son­dern auch von seiner Lehre bleibt nicht viel übrig. Bultmann schreibt: „So zeigt sich schließlich, daß Jesus als der Offenbarer Gottes nichts offenbart hat, als daß er der Offenbarer ist." 59 Es ist deshalb be­greiflich, wenn ein Autor hierzu bemerkt, daß Bultmanns Jesusbuch „in gewissem Sinn ein Buch von Jesus ohne Jesus ist" 60 . Und ein an­derer stellt fest: „Nach dem Neuen Testament ist das Wort Fleisch geworden, ... in der Kerygmatheologie ist das Wort Kerygma ge­worden." 61

Die Gottheit Jesu, die Erlösung und damit viele andere fundamen­tale christliche Lehren fallen dem Kahlschlag der Entmythologisie­rung Bultmanns und seiner Schule zum Opfer. Für ihn ist die Offen­barung keine übernatürliche Wissensvermittlung, sondern „Gemein­deglauben". „Aber", so fragt Zahrnt, „wenn wir Jesus nur noch im Kerygma haben, was haben wir dann überhaupt noch von ihm?"

Selbst dem atheistischen Philosophen Ernst Bloch erscheint die Deutung der Entmythologisierer als gänzlich neben der Sache liegend. Diese Theologen versuchen nach Blochs Meinung, das Evangelium „in lauter Legenden aufzulösen, wie Moses oder Wilhelm Teil" 62 . Scharf­sinnig argumentiert Bloch: „Zu einem Kind, das im Stall geboren, wird gebetet . . . Zugleich ist der Stall wahr. Eine so geringe Her­kunft des Stifters wird nicht erfunden. Sage macht keine Elendsmale­rei und sicher keine, die sich durch ein ganzes Leben fortsetzt. Der Stall, der Zimmermannssohn, der Schwärmer unter kleinen Leuten, der Galgen am Ende, das ist aus geschichtlichem Stoff, nicht aus dem goldenen, den die Sage liebt." 63

Die Methoden, die Bultmann anwendet, um Schrifttexte, die seiner Auslegung im Wege stehen, auszuräumen, muten oft seltsam an. Der Apostel Paulus beruft sich (1 Kor 15, 3-8) bezüglich Jesus und sei­nes Schicksals auf noch lebende Augenzeugen. Sie waren damals be­fragbar, und diese empirische Beweisführung steht Bultmanns Be­streben, alles als Mythos zu erklären, hinderlich im Wege. Deshalb erklärt er kurzerhand, des Paulus Argumentation sei theologisch „fatal". Diese seltsame Kasuistik kennzeichnet der aus der evangelischen Kirche ausgeschiedene Theologe Joachim Kahl ebenso sarkastisch wie treffend: „Nicht für den Apostel ist dies fatal, sondern für Bult manns Auslegung. Der permanente Frevel an Texten ist Bultmann nicht allein anzulasten. Darin besteht das Metier der Theologen über­haupt." 64

Bultmann hat bereits von einem Teil seiner Schüler Ablehnung er­fahren. So erklärt Ernst Käsemann rundheraus, daß die formge­schichtliche Methode „uns völlig im Stich läßt, wenn wir nach for­malen Kennzeichen des authentischen Jesus fragen" 65 . Ein anderer Schüler Bultmanns, Gerhard Ebeling, sagt: „Fehlte die Auferstehung Jesu, so würde ihm alles fehlen, so wäre er selber damit hinfällig." 66

Zu welch grotesken Ergebnissen die Methode der Entmythologisierung führt, zeigt die Auffassung Edouard Dujardins, der schreibt, Jesus sei eigentlich der Nun, der Gott der Fische, (oder genauer ge­sagt) die Wasserschlange. 67

Welch eine Verarmung bedeutet diese Umdeutung des Evangeliums gemessen an der grandiosen Konzeption des Erlösungswerkes, wie sie in den umfassenden und tiefen Erläuterungen zum Evangelium in der Neuoffenbarung zum Ausdruck kommt.

Bei den bibelkritischen Forschungen haben eine seltsame Mischung von Wissenschaft und Phantasie die abwegigsten Ergebnisse erzeugt. Das Wort Mommsens: „Die Phantasie ist wie aller Poesie auch aller Historie Mutter", erlangt bei der Tätigkeit der Bibelkritiker volle Geltung. Dem Intellekt gelingt es offensichtlich nicht, sich von Trug­bildern freizuhalten. Die Intelligenz unterliegt unentwegt der Ver­suchung, alles aufzulösen, was wegen der metaphysischen Tiefe für sie nicht begreifbar ist. Dostojewski hat den Sachverhalt richtig dar­gestellt, wenn er sagt: „Vieles, was den Gebildeten als primitiv er­scheint, ist nicht primitiv, sondern primär." In der Neuoffenbarung steht der Satz, der so manchen Entmythologisierer nachdenklich stim­men sollte: „Es gibt mehr, als Wort und Schrift vermitteln können." (JL.Ev11.S.135)

Das Wort Gottes ist in der Bibel oft absichtlich verdunkelt und verborgen.Wer das Geheimnis mit analytischen Methoden zu ent­schleiern versucht, greift ins Leere wie der Jüngling von Sais. Mit Hilfe der menschlichen Einbildungskraft läßt sich kein Mysterium verstehen. Wo dieser Weg hinführt, ist in der NO klar gesagt: „Wer da äußerlich rein historisch nach seinem Verstande urteilt, was muß der bei diesen sehr verschiedenen Angaben (im Evangelium, d. Vf.) wohl notwendig finden, so er recht spitzkritisch zu Werke gehen will? Ich sage dir: Entweder den Tod seines Verstandes oder den Tod seines Glaubens." (jl.him2.139,15)

Wir haben einleitend in diesem Kapitel darauf hingewiesen, daß die Wurzeln der rationalistischen Denkweise, mit der man den In­halt der Botschaft Jesu zu bewältigen versucht, bei den Philosophen zu suchen sind. Das gilt auch im Falle Rudolf Bultmanns. Der Einfluß der Philosophie Heideggers auf Bultmann ist, wie Dietrich von Hil­debrand ausführt, wohlbekannt. 68 Die Wahrheit ist aber keine Sache philosophischer Spekulationen.

Die Feststellung Gollwitzers, daß die Entmythologisierungstheologie sich nicht auf einige wenige Theologen beschränkt, sondern daß diese in viel weitere Kreise der evangelischen und teilweise auch der katholischen Theologen eingedrungen ist, ist wahrhaft beklemmend. Gollwitzer sagt: „Die gesamte protestantische Theologie ist heute durch die Fragestellungen und Antworten Rudolf Bultmanns und sei­ner Schüler geprägt, wie die Rede von einer Generation post Bult­mann natum." 69

Was übrigens heute die Theologie der Entmythologisierung als neue Erkenntnis anbietet, ist kein Novum. Marcion hat das alles be­reits im 2. Jahrhundert praktiziert. Er verwarf die Evangelien von Matthäus, Markus und Johannes, und aus dem Lukasevangelium eli­minierte er alle Stellen, die seinen Vorstellungen nicht entsprachen. Mit Recht schreibt deshalb Jean Guitton: „Wer wie Bultmann das Evangelium ,entmythologisieren' will, ist vom Geiste Marcions ver­schroben." 70

Fast die gesamte historisch-kritische Forschung ist von den heidni­schen Gegnern des Christentums wie Porphyrius (3. Jh.) und Celsus (2 Jh.) vorweggenommen worden. Schon die Nestorianer behaupteten im 5. Jahrhundert, daß nicht der Gottessohn am Kreuz starb, sondern nur ein Mensch. Bei dem Gnostiker Valentinus ist Jesus der „Erlöser" im Sinne des erleuchteten und beispielhaften Lehrers, als welchen ihn ja heute fast alle liberalen Autoren ansehen.

Die moderne Forschung steht jetzt wieder vor dem gleichen Ge­heimnis, wie ehedem die Gnostiker und heidnischen Kritiker. Wer die Auferstehung Jesu und die Erlösungstat leugnet, entzieht dem Christentum die Grundlage, und alle Predigt ist dann eitel: „Wenn Christus nicht auferweckt ist, so ist unsre Predigt eitel und leer euer Glaube." (1 Kor 15, 14) „Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht." (1 Joh 2, 23)

Die Göttlichkeit Jesu ist ein Mysterium, das dem Menschen zu unfaßbar ist. Einen leidenden Gott konnten sich die heidnischen Rö­mer ebensowenig vorstellen wie die heutigen Entmythologisierer. Und deshalb bleibt es ständig bei einer Art historischen Ratespiels, wechselnden Forschungsmethoden, die bei gleicher Ausgangslage, un­haltbare Hypothesen und teilweise absurde Ergebnisse zeitigen. Der Vers des Johannes-Evangeliums: „Das Licht kam in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen" (Joh 1,5) hat bis heute seine Geltung behalten.

Die Verwirrung ist unter den Christen im Laufe der Jahrzehnte immer größer geworden. Ratlos fragen sie sich, ob alles, was die Kir­chen lehren, Mythos, d. h. Erfindung ist. Woher manche Theologen den Mut nehmen zu der Behauptung, die Ergebnisse der historisch­-kritischen Methode (einschließlich der Entmythologisierung, d. Vf.) seien geeignet, „dem modernen Menschen das Christentum wirkungs­voll nahezubringen" 71 , ist unerfindlich.

Wenn Günther Bornkamm darauf hinweist, daß mit der radikalen Bibelwissenschaft auch der Atheismus wie eine Lawine sich ausbreitete 72 , so ist der Kausalzusammenhang zweifelsfrei. Wahrscheinlich hat Papini recht, wenn er sagt: „Keine Zeit war wie die unsrige fer­ner von Christus und zugleich sehnsüchtiger nach ihm." „Die Wort­erklärungen der Philologen, die Kommentare der Exegeten, die Les­arten der Handschriftenforschung - das alles hilft wenig. Das Herz braucht etwas anderes." 73 Menschen, die nicht blind sind für meta­physische Tiefe, haben auch heute noch eine Sehnsucht nach echter Offenbarung.

Von diesen heißt es in der Neuoffenbarung: „Ich werde euch (den Verbreitern der NO) die reifen Seelen in den Weg führen." (gm.pred.026,18) „Reif sind sie", heißt es dort weiter, „weil in ihnen das Stre­ben nach höheren Zielen wach und lebendig geworden ist." (jl.ev05.128,03)

„Solange der Mensch in sich ein solches Bedürfnis nicht fühlt, son­dern, ganz einem Tier gleich, unbekümmert für seine Lebenssphäre, in was sie auch übergehe, fortlebt und ißt wie ein Polyp auf dem Meeresgrund, in dem ist noch keine Reife für eine höhere Offenba­rung vorhanden." (jl.ev05.128,04) „Darum wird aus den Himmeln auch nur denen das Licht der Er­weckung ihres Geistes gegeben, die es suchen und als ein höchstes Le­bensgut auch über alles lieben und hochschätzen." (jl.ev09.180,06)

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