Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9
101. Kapitel: Jesus über die Ursache der Not auf Erden.
01] Sagte nun der Wirt: »Herr und Meister, ich danke Dir nicht nur für mich, sondern auch für alle von Dir Geheilten meines Hauses für diese Belehrung, durch die wir in den Stand gesetzt worden sind, uns selbst zu erkennen und also auch das Reich Gottes in uns! Was wir zu tun haben, das wissen wir nun klarer denn jemals zuvor; und weil wir das nun wissen, so werden wir auch danach handeln und uns von der Welt nicht mehr irreführen lassen. Stärke Du mit Deiner Gnade und Liebe unseren Willen, auf daß auch er stets gleichen Schrittes mit unserem Erkennen der Wahrheit aus Dir wandle bis an das lichtvollste Ziel unseres Lebens; denn das Erkennen der noch so lichtvollen Wahrheit genügt nicht, wenn an seiner Seite ein träger und schwacher Wille einhergeht! Der Wille aber ist die Kraft der Liebe in uns; wie diese beschaffen ist, ebenso auch der Wille. Daher stärke, o Herr, in uns denn auch vor allem die Liebe zu Dir und zum Nächsten!«
02] Sagte Ich: »Deine Bitte ist eine wahre und gerechte und wird auch die volle Erhörung finden; aber so da ein Mensch um nichtige und törichte Dinge dieser Welt bittet, da wird er bei Mir schwerlich eine volle Erhörung finden. Darum sei du nun voll Trostes; in deinem Handeln wirst du auch die volle Erhörung deiner Bitte finden; und also auch alle, die da in deine Bitte eingeschlossen hast. Denn Mir ist das allzeit wohlgefällig, so da aus purer Liebe jemand zu Mir mit einer gerechten Bitte kommt; diese soll niemals unerhört bleiben. Aber Bitten und Gebete von solchen Menschen, die sich als Gottes Diener hoch ehren und preisen und sich für ihr leeres Bitten und Beten recht unbarmherzig groß und stark bezahlen lassen, werden bei Mir niemals auch nur die geringste Erhörung finden. Denn was ein Mensch seinem Nächsten nicht aus wahrer Liebe tut, sondern nur, um vor der Welt zu glänzen, hat bei Mir keinen Wert.
03] So du deinem Nächsten eine Wohltat mit der rechten Hand erweisest, so laß deine Linke nichts davon merken; Gott, der alles noch so Verborgene wohl sieht, wird es dir schon vergelten!
04] Wenn jemand sein überflüssiges Geld ausleiht, so leihe er es nicht denen, die ihm dafür große Zinsen bezahlen können, sondern denen, die in einer wahren Not stecken, ohne Zinsen! Und können sie ihm auch das Kapital nicht zurückerstatten, so grolle er darob nicht und pfände die oft ohne ihre Schuld Verarmten nicht, sondern erlasse ihnen in aller Freundlichkeit und wahrer Nächstenliebe, was sie ihm schulden; wahrlich, da werde Ich dem also barmherzigen Gläubiger das Kapital mit hohen Zinsen zurückerstatten und für ihn einen großen Schatz im Himmelreiche gründen, von dem er ewig in Hülle und Fülle zu zehren haben wird.
05] Wahrlich, auch ein Trunk frischen Wassers, den eure Liebe einem Durstigen dargereicht hat, wird bei Mir Belohnung finden!
06] Wenn die Menschen alle also untereinander lebten und nach dem ihnen schon gar oft geoffenbarten Willen und Rate Gottes täten, so würde auch niemals eine Not und Bedrängnis und Trübsal unter ihnen auf der Erde entstehen. Alles Elend bereiten sich die Menschen durch ihren bösen Wuchergeist nur selbst. Zuerst leiden die Kleinen und Armen, dann aber kommt es tausend Male ärger über die Großen und Mächtigen; denn sie sind durch ihren Wuchersinn und durch ihre zu himmelschreiend große Herrschsucht Diebe und Räuber der Völker und haben darum von mir aus auch zur rechten Zeit den verdienten Lohn zu gewärtigen.
07] Seht euch alle die großen Reiche der euch bekannten Erde an! Wo sind die einst so mächtigen Könige von Babylon, von Ninive und von Griechenland, und die mächtigen Ägypter und ihre Pharaonen? Sie sind verdorrt alle; und ebenso wird es auch andern solchen Großreichen in Zukunft ergehen, ihres Wuchers und ihrer zu großen Herrschsucht wegen! Denn der zu selbstsüchtige Wucher und die zu große Herrsch- und Glanzsucht der Menschen ist der eigentliche Satan, ein Fürst dieser Welt, die - weil ohne alles Lebenslicht aus den Himmeln - vollkommen Hölle selbst ist, der es wohl gestattet ist, sich wegen der Probung des freien Willens und seiner Liebe sich bis zu einer gewissen Höhe zu erheben; wird diese Höhe aber überschritten, so kommt das Gericht, und Hölle und Satan werden in den Abgrund des Verderbens gestürzt. Darum bleibt denn alle in Meiner Lehre, und kämpfet mit reiner Liebe, gutem Willen und mit aller Sanftmut und Demut wider die Hölle und wider den Satan, und ihr werdet dafür des ewigen Lebens Siegeskrone überkommen und schon auf dieser Erde ein wahres Gottesreich gründen!
08] Ich bin sonach denn auch a nicht in diese Welt gekommen, um ihr, wie sie ist, Frieden und Ruhe zu bringen, sondern das Schwert zum Kampfe wider sie, und Ich Selbst bin als die ewige Wahrheit das Schwert! Und dieses Schwert habe Ich auch euch zum Kampfe wider die Hölle und ihre tobende Macht gegeben. b Fürchtet darum diejenigen nicht, die euren Leib töten, aber der Seele nicht schaden können; so ihr aber schon jemanden fürchtet, so fürchtet Den, dem alle Macht zu eigen ist im Himmel und auf aller Materiewelt, und der allein ein Herr und Meister des Lebens ist und eine mit Sünden erfüllte Seele in den tiefsten Abgrund der Hölle und ihres ewigen Todes verstoßen kann! - Habt ihr das begriffen?« (a Matthäus.10,34*; Lukas.12,51; Micha.07,06; jl.ev01.139,06*; ⇒ jl.ev01.135,06; jl.ev01.201,04; jl.ev09.101,08; V. 34-36: jl.ev05.157,10; jl.ev09.101,08; jl.ev11.257,03; jl.him3.350; gm.pred.021, S. 130; b Matthäus.10,28a* = Lukas.12,04; ⇒ jl.ev01.138,21b*; jl.ev01.201,09 jl.ev05.133,07; jl.ev06.196,08-09; jl.ev07.140,09; jl.ev07,184,14; jl.ev09.101,08; jl.ev09.148,10; jl.ev10.110,06; jl.him2.299,05; Hebräer.10,31; Jakobus.04,12)
09] Sagten alle: »Ja, Herr und Meister; aber traurig ist, daß wir Menschen in dieser Welt, die ganz sicher schon eine vollkommene Hölle ist, den Himmel erkämpfen müssen! Es ist schon gar oft der Himmel unter Menschen aufgerichtet gewesen in dieser Welt, währte aber alle Male eine kurze Zeit! Nur zu bald machte sich darauf die alte Hölle unter den Menschen breit und machte sie zu Teufeln; nur höchst wenigen in irgendeinem verborgenen Winkel der Erde gelang es, ganz im stillen den Himmel zu erhalten und zu bewahren. Könnte denn das auf dieser Erde nicht anders werden? Wird diese Erde für immerdar ein Erntefeld des Todes und ein ewiges Grab alles dessen, was da atmet und lebt, verbleiben?«
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